Die Gründung von Zilog
Im Dezember 1974 gründete Faggin mit einem Grüppchen von Intel Ingenieuren
die Firma Zilog. Die Probleme beim Design des 8080 führte dazu, das Faggin
nicht mehr länger sich mit dem Management von Intel auseinandersetzen
wollte, sondern in einer eigenen Firma seine eigenen Ideen verwirklichen
wollte. Dazu kamen zwei Vorfälle die das Betriebsklima vergifteten. Intel
hatte eine "Zuspätkommliste" in die sich jeder Eintragen musste der nach 8
zur Arbeit kam. Faggin arbeitete meist bis Mitternacht und ging erst danach
heim und kam so regelmäßig zu spät. Er empfand es als Affront wenn man sich
bei einer 70-80 Stunden Woche in eine Liste eintragen musste. Wesentlicher
war, dass Intel eine Erfindung die er noch bei Fairchild machte zum Patent
anmeldete ohne ihn darauf zu erwähnen. Das vergiftete das Klima endgültig.
Faggin verließ im Oktober 1974 Intel und gründete die Firma Zilog. Der Name
war so zu verstehen. Die Firma sollte das letzte Wort (z) bei den
integrierten (i) Baustinen und der Logic (log) behalten. Sehr bald bekam er
Venture Kapital von Exxon, die 51 % der Firma dafür hielten. Nach einigen
Diskussionen beschlossen Faggin und Ungermann welche die Firma gründeten im
Dezember 1974 eine Art 8080 zu bauen, aber mit Verbesserungen die sich viele
Anwender wünschten. Was herauskam war wohl der erste "kompatible" Prozessor.
Faggin kannte als Entwickler sehr genau die Schwächen des 8080 und vermied
diese beim Design des dazu kompatiblen Z80. Im April 1975 stieß Masatoshi
Shima von Intel zu Zilog und zu dritt entwickelte man den Prozessor. Zu
diesem Zeitpunkt war die Prozessorentwicklungsabsteilung bei Intel 80
Personen stark. Hilfe leistete die Firma MOSTEK, da Zilog zu diesem
Zeitpunkt keine Fertigungsanlagen hatte musste man selbst die Masken für die
Probeexemplare extern herstellen lassen. MOSTEK wurde nach der
Markteinfühung im März 1976 auch der erste Zweitproduzent. Anders als Intel
vergab Zilog großzügig Lizenzen, so dass es sehr bald sehr viele Anbieter
von Z80 Prozessoren gab.
Für den Hardwarebauer waren drei Dinge am 8080 zu verbessern:
- Der 8080 benötigte einen externen Baustein von Intel für die
Takterzeugung. Ohne ihn war er eigentlich nicht nutzbar. Dieser war im Z80
integriert.
- Der 8080 hatte nur einen Interrupteingang. Verschiedene
Interruptquellen konnte der Prozessor nur umständlich unterscheiden indem
die aufgerufene Serviceroutine den Datenbus auswertete und dann entschied
was zu tun wäre. Bei vielen Interruptquellen entspricht dies einer
riesigen "if then... " Abfrage. Der Z80 führte zwei neue Interruptmodi
ein, wobei der leistungsfähigere wie der 8086 (eingesetzt im IBM PC) eine
Tabelle von Adressen von Service Routinen umfasste. Damit konnte man
wesentlich flexibler auf Interrupts reagieren.
- Der Prozessor unterstützte nicht dynamische RAMs, die einen Refresh
brauchten, diesen musste ein separater Baustein erzeugen. Der Z80 hatte
ein eigenes Register (R für Refresh), das mit jedem Zyklus dekrementiert
wurde und immer wenn es Null war erzeugte der Prozessor einen Refresh.
Damit vereinfachte sich das Design für einen Hardware Entwickler. Es
konnten zwei Bausteine eingespart werden und beim Interruptbetrieb ein beim
8080 nötiger Interruptkontroller. Weiterhin brauchte er wie der Motorola
6800 nur eine Versorgungsspannung.
Z80 - Der 8080 Killer
Für Softwareentwickler stellte sich die Situation noch viel besser dar.
Die Anzahl der Befehle wurde vervielfacht. Der Z80 verstand alle Befehle der
8080, doch 10 Codes die bei diesem unbelegt waren, wurden von dem dem Z80
benutzt um neue Befehle zu implementieren.
Es gab folgende Änderungen:
- Das HL Register hatte bisher eine herausgehobene Stellung beim
Transfer vom und zum Speicher - dies konnten nun auch die Register BC und
DE.
- Da man nie genug CPU Register haben konnte gab es einen zweiten Satz
zwischen dem man umschalten konnte. Bei meinem Z80 Rechner (Amstrad CPC
464) befanden sich darin wichtige Betriebssystemwerte, auf die das
Betriebssystem so schnell zugreifen konnte.
- Neu eingeführt wurden die Register IX und IY. Mit denen erstmals
indexsequentielle Zugriffe mit einem Displacement z.B. auf Tabellen
möglich wurde. Ansonsten waren diese Register genauso universell wie das
HL Register einzusetzen.
- Zugriffe auf den Stackpointer wurden vereinfacht.
- Es gab erstmals relative Sprünge und den DJNZ Befehl, der Register B
dekrementierte und sprang wenn es 0 war. Diese Befehle waren kürzer und
schneller auszuführen als die bisherigen absoluten Sprünge
- Es gab zwei neue Interruptmodi, im leistungsfähigeren Modus 2 wurde
aus dem Datenbyte das die Peripherie anlegte und einem festen Wert in
einem neuen CPU Register ein Tabellenwert geholt und dann direkt an diese
Interruptservice Routine verzweigt. Damit konnte der Z80 auf 128
verschiedene Interruptereignisse reagieren und das System war noch
flexibler als das des Intel 8086, der ja nur 15 feststehende Interrupts
hat (eigentlich nur einen, der über einen Intel 8259 Interruptcontroller
geshart wird).
- Es gab Block Transfer Befehle bei denen man einen Block verschieben,
kopieren, durchsuchen, einlesen und ausgeben konnte. Dieses Konzept
übernahm später der Intel 8086.
- Spezielle Befehle erlaubten es ein Bit selektiv zu setzen,
rückzusetzen und zu testen. Bitrotationen waren beim 8080 nur beim
Akkumulator möglich, beim Z80 mit allen Registern und dazu kamen
Bitschiebebefehle z.B. für eine Division oder Multiplikation mit 2.
Die Zahl der Befehle des Prozessors erhöhte sich damit von 78 auf 158.
Zeitgleich erschien auch von Intel eine verbesserte Version des 8080, der
8085. Er hatte auch drei neue Befehle zum Einschalten von neuen
Interruptmodi und die beiden bisher nötigen Bausteine Interruptcontroller
und Takterzeuger integriert. Es fehlte ihm aber die umfangreichen
Softwaremöglichkeiten des Z80 und so war dieser erfolgreicher. Ab Juli 1976
war er verfügbar und sehr bald wurden CP/M Systeme - ein Betriebssystem
geschrieben für den 8080 Prozessors meistens mit dem Z80 betrieben.
Zahlreiche CP/M Programme wurden so geschrieben, das sie nur den Z80
Befehlssatz benutzen, auf einem 8080 also nicht mehr liefen. Das
prominenteste Beispiel war Turbo Pascal.
CP/M zusammen mit dem Z80 war so bedeutend, das nicht einmal Marktführer
Apple sich dem entziehen konnte und es eine Z80 Karte für den Apple gab.
Analoges gilt für den C-64, dessen Nachfolger C-128 war sogar ein Gerät mit
integriertem Z80 Prozessor der alternativ zum 6510 Prozessor genutzt werden
konnte. Der Z80 wurde eingesetzt in den Tandys TRS-80, den Sinclair ZX 81
und Spektrum, den MSX Geräten, dem Alphatronic PC. Anfang der achtziger
Jahre war damit Zilog Marktführer bei den 8 Bit Mikroprozessoren.
Sukzessive gab es immer schnellere Z80 Versionen. Der Z80 war zuerst wie der
8080 für max. 2.5 MHz ausgelegt. Zuerst die A Version (bis 4 MHz), dann die
B (6 MHz) und C (8 MHz). Spätere Versionen hießen Z80H und erreichten bis zu
20 MHz.
Aufstieg und Fall von Zilog
Es war schlau von Faggin nicht einen neuen Prozessor zu entwickeln
sondern mit dem Z80 ein bestehendes Produkt zu übertreffen. Mit der
Einnahmequelle Z80 machte sich Zilog daran weitere Bausteine zu
konstruieren. Es folgte der Mikrocontroller Z8, der allerdings mit dem Z80
nichts zu tun hatte. Es war ein Prozessor mit einem integrierten ROM und
einigen Hundert Bytes RAM - dies war die "Vorwegnahme" des "Microcontrolers"!!!. Sehr populär war er in einer Version mit einem
BASIC Interpreter auf dem ROM.
Jede Firma im Chip Geschäft lebt davon, das sie leistungsfähigere
Prozessoren baut, weil die alten sukzessive billiger werden und die
Gewinnmarge schwindet. So machte man sich bei Zilog an die Konstruktion
eines 16 Bit Prozessors, des Z8000. Dieser erschien zusammen mit dem MC
68000. Er war im Design sehr fortschrittlich, so konnte man wie beim Z80 die
Register zusammenfassen und als 8,16 aber auch 32 oder 64 Bit Register
benutzen. Der adressierbare Arbeitsspeicher von 8 MByte konnte über eine MMU
auf 2 GByte erweitert werden. Leider war der Prozessor etwas langsam und
hatte Anfangs sehr viele Bugs, die dazu führten das sich die meisten
Hersteller für den MC 68000 Prozessor oder den Intel 8086 entschieden.
Lediglich beim US Militär fand er Anklang.
Danach konzentrierte sich Zilog auf die Weiterentwicklung des Z80. Es
erschienen die Versionen Z180 und Z280, die neue Befehle für Multiplikation
und neue Modi für 16 MByte Adressraum integrierten. Der Z80 steckt auch
heute noch in vielen Geräten, vorwiegend als Controller aber auch z.B. im
Gameboy. Trotzdem ging es Zilog zunehmend schlechter, bis die Firma Ende
2001 den eZ80 auf den Markt brachte.
Der eZ80 ist die Antwort von Zilog auf die Welt des Internets. Es ist ein
Z80 Mikrocontroller mit integrierten seriellen Schnittstellen, Zählern, I2C
Bus, parallelen Schnittstellen, DMA und 16 MByte Adressraum. Doch das wäre
wohl nichts besonders aufregendes. Auch das der Chip nun 50 MHz erreicht und
dabei 4 mal schneller als ein klassischer Z80 ist (Mithin etwa so schnell
wie ein 486 Rechner, das ist für einen 8 Bitter ziemlich rasant), wird wohl
mehr Z80 Nostalgiker interessieren. Doch der eZ80 enthält einen kompletten
TCP/IP Stack und unterstützt 15 Internetprotokolle (alle wichtigen bis auf
IP V6) in Hardware!
Zilog vertriebt ihn daher als eZ80 Webserver und das ist die Sensation. Der
User braucht nur eine Anwendung in C oder Java mit gängigen
Funktionsaufrufen für TCP Verbindungen in ein ROM kopieren und mit den
mitgelieferten Ethernet Treibern verbinden, ein bisschen Hardware für den
Ethernetanschluss und fertig ist der Webserver. Damit kann man das
verwirklichen was in den Zukunftsvisionen schon lange propagiert wird, der
intelligente Haushalt mit Kühlschränken die selbstständig nachbestellen,
Geräten die man vom Büro aus ein und ausschalten kann (z.B. wenn man später
nach Hause kommt und die Heizung während der Abwesenheit heruntergefahren
ist oder man kann Überwachungskameras abfragen und steuern. Das alles geht
mit einem Chip ohne teuren Windows PC. Der eZ80 kostet dabei nur 11 Dollar.
Es ist Zilog zu wünschen, das der Z80 Webserver ein genauso großer Erfolg
wird wie der Z80. Er hat es verdient.
Der Z80 - einer der modernsten Prozessoren der Welt
Diese Aussage erscheint 27 Jahre nach der ersten Z80 Prozessor sehr kühn.
Doch ist der Z80 Prozessor der erste, bei dem es gelang ihn nicht auf
Silizium herzustellen. 2003 veröffentlichte Sharp, das es gelungen war aus
13000 TFT Transistoren eine Z80 CPU auf Glas herzustellen. Auf einem 2,2
Zoll Glas Display konnten sechs Z80 CPUs untergebracht werden. Dies soll der
erste Schritt eines "System on Panel" sein, also, dass man auf einem LCD
Bildschirm auch gleich den Computer dazu integriert. Man will dazu
Prozessor, Grafikkarte und Display auf ein und demselben Glasträger
integrieren. Weiterhin denkt man an optische Ein/Ausgabesysteme. Damit ist
der Z80 der modernste Prozessor der Welt, auch wenn er sicher so nicht in
Massenfertigung gehen wird.

Z80 auf Glas |