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Das ist 'n ganz heißes Eisen
- zumal hier schon die Informatik mit sich selbst zu tun hat. Denn wenn wir
uns die Informatik in ihrer Selbstdefinition anschauen, wird klar, das man
die Entwicklung der Hardware nicht als Informatik verstehen darf, obwohl es
natürlich Berührungspunkte gibt - und zwar sehr enge. Aber auch andere
Wissenschaftsdisziplinen wie die Mathematik, die Physik mit Schwerpunkt
Elektrotechnik aber eben auch die Chemie sowie Kryptologie und in neuerer
zeit die Rechtswissenschaften haben hier unmittelbare Zuarbeit geleistet,
waren Sponsor oder Profiteur dieses Bereiches. Wenn man also von der
Historie des Computers, der Rechenmaschinen und der Informatik spricht, so
ist das eine Verbindung all dessen. |
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- am 23.06.1912 in London geboren
- Vater war in indischer Kolonialverwaltung tätig, Mutter ist Tochter des
leitenden Ingenieurs der Madras - Eisenbahn
- Eltern gingen 1913 nach Indien, Alan und sein Bruder blieben bei
Pflegefamilie
- konnte im Alter von 13 mit Mühe und Not einen Platz an der Sherborne
Privatschule in Dorset ergattern
- 1926-1931 Schüler an der Sherborne School
- konnte dort aber aufgrund seines Auftretens den Anforderungen nie
richtig gerecht werden
- entdeckte dort sein Interesse an Mathematik, war fasziniert von Kryptologie und der Relativitätstheorie
- mit 15 verliebte er sich in einen Schulfreund, der aber 2 Jahre später an Rindertubokulose starb
- erhielt dann ein Mathematik - Stipendium am
King's College in Cambridge
- 1931 - 1934 Mathematikstudium am King's College
- Turings Hauptinteresse galt dort vor allem der
Logik der Mathematik
- schloss Studium mit Note eins ab und durfte in
Cambridge in die Forschung gehen
- dadurch steigerte sich sein Selbstbewußtsein und
er versteckte seine Homosexualität nicht mehr
- 1936 Entwicklung der
Turingmaschine mit dem Aufsatz "On Computable Numbers, with an
Application to the Entscheidungsproblem."
- ging dann nach Princetown um dort zu promovieren
- 1936 - 1938 arbeitete er an der Princeton
University zusammen mit Alonzo Church auf den Gebieten Algebra, Logik und
Zahlentheorie
- kehrte nach 2 Jahren zurück nach GB
- 1939 als der Krieg ausbrach wurde er zum
Geheimdienst abkommandiert und wurde zum Leiter des Dechiffierteams in
Bletchley Park ernannt
- ihm gelang es innerhalb von ca. zwei Jahren mit
Hilfe seines Teams den Code
der Enigma der Deutschen wiederholt zu knacken, die dazu
weiter entwickelten "Abgleichs-Maschinen" wurden "bombas"
genannt (aufgrund ihres polnischen Ursprunges)
- 1939 - 1945 Arbeit im Dechiffrierzentrum in
Bletchley Park, konnte mit der "Colossus" (wird als erster digitaler
Computer angesehen) den Enigma-Code sowie den noch schwierigeren Code der
Lorenz SZ40 entschlüsseln
- gegen Ende des Krieges arbeitete er an
Sprachkodierunsprojekt Delilah
- 1945 - 1948 Arbeit im National Physical
Laboratorym, an der Entwicklung einer der ersten universellen
Digitalcomputer beteiligt
- 1948 - 1954 nahm Posten des stellvertretenden
Direktors an und entwickelte in Manchester die Rechenmaschine MADAM
- 1947 - 1948 erste Arbeiten mit Visionen von
küntlicher Intelligenz
- war der erste elektronische Computer, erfüllte
die theoretischen Vorgaben einer Turing-Maschine
- kaufte sich ein Haus in Wilmslow (Vorort von
Manchester)
- 1950 wurde von ihm der Turing - Test entwickelt
in "Computing machinery and intelligence"
- wurde 1951 zum Fellow der Royal Society ernannt
- 1952 wegen "grober Sittenlosigkeit" (Homosexualität)
verhaftet und zu Therapie gezwungen
- beging am 07.06.1954 Selbstmord
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Zu seiner Zeit war es gängige Praxis seine
Kinder bei Hebammen oder Pflegefamilien aufwachsen zu lassen, oder wenn
möglich bis zum 18. Lebensjahr ins Internat abzugeben, vor allem wenn die
Eltern im Ausland tätig waren. Da Turings Eltern hauptsächlich während
seiner Kindheit in Indien lebten wuchs er mit seinem Bruder in einer
Pflegefamilie auf. Während sein Bruder gut damit zurecht kam, trug Alan
wahrscheinlich in dieser Periode einen schweren psychischen Schaden davon.
Er begann zu stottern und wurde zu einem exzentrischem Eigenbrötler für
seine gesamtes Leben. In der Schule begeisterte er sich für organische
Chemie und später für Mathematik und Logik. Er sonderte sich meist ab und
arbeite nicht mit, fast sein gesamtes Wissen erschloss er sich zu Hause.
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... das Kreutzworträtsel in der
Times |
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das Kreuzworträtsel der Times |
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Aus heutiger Sicht steht außer Frage das Turing ein Genie auf seinem
Fachgebiet war und er wesentliche Beiträge zur Entwicklung von Computern und
zur
Dechiffrierung geleistet hat. Aber so intelligent
er auch war, genauso exzentrisch war er auch. Seinen Kollegen und Bekannten
war er als nagelkauender Sonderling bekannt, der kein Interesse am normalen
Unterricht und seinen Mitmenschen hatte, sondern sich soweit es geht in
seine Privatsphäre zurückzog und dort seinen Gedanken und Phantasien freien
lauf ließ. |
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Für seine Vorgesetzten, allen voran den
militärischen während es Krieges, war er der blanke Horror. Er schien seine
Aufgaben nie richtig ernst zu nehmen und sah immer
so aus als hätte er auf der Straße übernachtet: zerzaustes, ungepflegtes
Haar, verdreckte Hände, eine mit einem alten Schulschlips hochgebundene Hose,
und von seinen
unregelmäßigen Rasuren ganz zu schweigen.
Er sprach mit seinem typischen,
merkwürdigem schrillen Stottern, dass nur gelegentlich von
einem krächzenden Lachen
unterbrochen wurde. Mehr und mehr begann sich Alan mit einer Maschine zu
identifizieren.
Grundsätzlich ignorierte er alle von deren Intellekt er nichts hielt, und
das traf seiner Meinung nach für das gesamte Militärpersonal zu. Diese
ganzen Faktoren machten es nicht
gerade zu einem Kinderspiel mit ihm zusammen zu arbeiten, trotzdem schaffte
er und sein Team es in kürzester Zeit, die kriegsentscheidende
Entschlüsselung der deutschen ENIGMA fertig zu stellen.
Die ENIGMA war zu dieser Zeit eines der kompliziertesten Verschlüsselungssysteme
auf "kurzer Vorhaltezeit"
überhaupt.

das Prinzip der
Informationsvorhaltezeit - oder: wie lange ist eine Information nützlich???
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Die wohl makaberste Anekdote aus seinem
Leben, die später auch sein tragisches Ende bestimmen sollte:
In der Zeit als er bereits als anerkannter Mathematiker seiner Zeit war, bat
er seine Mutter ihm seinen Teddy zu schicken und er besuchte voller
Begeisterung die Premiere von "Schneewitchen".
Es wurde später zu seiner Angewohnheit, des öfteren den Zauberspruch der Hexe
vor sich hin zu singen: "Dip the apple in the brew/Let the sleeping death seep throug" (zu dt.:
Tauch' den Apfel ins Gebräu, damit der Schlaftod in ihn zieht.) |
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Bereits mit 15 Jahren verliebte sich Turing
in einen Schulfreund, der nur 2 Jahre später an Rindertuberkulose starb. Da
seine sexuelle Orientierung nicht verborgen blieben konnte verstärkte sich
seine
Einsamkeit und Eigenbrötlerei natürlich noch mehr. Als Erwachsener, vor
allem in der Zeit seines USA - Aufenthaltes litt Turing unter enormen Sress
seiner Arbeit, Liebeskummer und Depressionen.
Aus Überlieferungen soll er damals auch erstmals seinen Freunden gegenüber
erwähnt haben, dass er eine Methode entwickelt habe, wie man einen Apfel mit
Gift tränken könnte. |
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1952 wurde Alan Turing verhaftet, da er auf
einer Demo gegen die Anti - Schwulengesetzte teil nahm. Am 31. März gestand
er sexuelle Beziehungen zu einem jungen Mann unterhalten zu haben. In dieser
Zeit galt es noch
schwere Straftat und nach Paragraph 11 des Zusatzes zum Strafrecht von 1885
wurde er wegen "grober Sittenlosigkeit" verurteilt. Er versuchte nicht etwas
zu leugnen oder sich zu verteidigen, da er sein Handeln keineswegs
als falsch oder moralisch nicht richtig einschätzte. Er lehnte die
Gefängnisstrafe ab, musste dafür aber Östrogene (weibliche
Geschlechtshormone) und schwere Medikamente nehmen, um seine "Begierde zu
neutralisieren". |
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Das Geheimnis war gelüftet und seine
Homosexualität ein Thema der Öffentlichkeit. Ihm wurde daraufhin jegliche
Arbeit an Forschungsprojekten mit Computern verboten und man entzog ihm den
Status des Geheimnisträgers.
Aufgrund des Urteils musste er nun einen Psychater aufsuchen und die
Hormonbehandlung über sich ergehen lassen. Die Folgen und Nebenwirkungen der
Medikamente und Hormone waren katastrophal: Er wurde innerhalb weniger
Monate
impotent, fettleibig und aufgrund der Hormone wuchsen ihm auch noch kleine
Brüste. Er stürzte in Folge dessen in schwere Depressionen und am 07.06.1954
beendete er sein Leben mit einem Zyankali-getränktem Apfel wie im Märchen
von Schneewitchen. |
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Turing und Twinn wurden
ziemlich enge Freunde. »Er war ein Genie«, sagte Twinn. Er war mit Abstand
der hellste Kopf am Platz. Aber er kam gelegentlich in meine Unterkunft, und
wir spielten Schach. Und ich glaube, von fünf Spielen gewann er drei und ich
zwei. Ich wusste jedoch sehr wenig über Schach außer den Regeln. Ich hatte
keine Ahnung von Taktik und Strategie.
Es kam mir immer merkwürdig vor, dass dieser brillante Kopf überhaupt kein
guter Schachspieler war. Er hatte sich natürlich nie richtig dafür
interessiert, aber es war schon ein seltsames Phänomen. Ebenfalls
ungewöhnlich ist, dass alle sagen, Turing habe gestottert. Ich war neun
Monate mit ihm im selben Raum. Ich würde sagen, dass er sehr aufgeregt
wurde, wenn ihm jemand eine interessante Frage stellte. Es war aber kein
Stottern, er hatte nur Schwierigkeiten, alles auszusprechen, was er sagen
wollte.«
Turings Schrullen seien Legion gewesen, sagte Twinn. Er radelte mit einer
Gasmaske zur Arbeit, damit er von den Pollen keinen Heuschnupfen bekam, und
er band seinen Kaffeebecher mit einer Kette an der Heizung fest.
»Er hatte alle Arten von verrückten Vorstellungen, weil er dachte, die
Währung werde unter der Belastung durch einen massiven Krieg
zusammenbrechen. Er wollte etwas besitzen, das nicht an Wert verlor, und
steckte eine Menge Geld in Silberbarren. Er holte sie bei seiner
widerstrebenden Bank ab und vergrub sie irgendwo. Er besaß höchst genaue
Instruktionen, um sie nach dem Krieg wiederzufinden. Aber er fand sie nie.
Er hatte nicht bedacht, dass jemand eine neue Stadt wie Milton Keynes an der
Stelle bauen könnte.« weiter hier ... |
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Was
versteht man unter dem Turing Test? Diese Frage ist verbunden mit dem
Begriff der künstlichen Intelligenz. Wie allerdings kann KI definiert
werden? Die Ansätze dazu haben sich im Laufe der Jahrzente verändert Wie
geben uns mit einer einfachen zufrienden: Unter Ki versteht man die
Fähigkeit, dass auch nicht-menschliche Objekte in der Lage sind die
menschliche Intelligenz nachzuahmen oder zu übertreffen |
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Turing prophezeite schon damals: "We may hope
that machines will eventually compete with man in all purely intellectual
fields. But which are the best ones to start with? Even this is a difficult
decision. Many people think that a very abstract activity, like the playing
of chess, would be best. It can also be maintained that it is best to
provide the machine with the best sense organs that money can buy, and then
teach it to understand and speak English. This process could (resemble) the
normal teaching of a child. Things would be pointed out and named, etc.
Again, I do not know what the right answer ist, but I think both approaches
should be tried."
Grob zusammengefasst bedeutet dies, dass Turing an die KI glaubte und der
Überzeugung war Computer lehren zu können. Der Turing-Test ist ein Test für
Programme, die KI simulieren sollen, und soll entscheiden ob ein Computer
"intelligent" ist oder nicht. Turing entwickelte dafür folgende
Versuchsanordnung: Der Proband sitzt an einem PC und unterhält sich per
Chatverbindung mit einem Computerprogramm und einem Menschen. Das Programm
kann in seinem Sinne als intelligent definiert werden wenn man nicht mehr
unterscheiden kann, mit wem man sich eigentlich unterhält. |
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Es gelang zwar einigen Programmen diesen Test zu
bestehen, jedoch nur wenn man sich auf einzelne Sachgebiete und einen
gewissen Zeitraum einschränkte. Turing forderte jedoch das dieser Test über
einen langen Zeitraum zu bestehen sei, was bis jetzt nicht gelang. Von
Kritikern wird dieser Test abgelehnt oder angezweifelt, da sich die
menschliche Intelligenz nicht nur auf die reine Kommunikation beschränkt
sondern auch Emotionen, zwischenmenschliche Gefühle und andere Eigenschaften
beinhaltet.
Dies alles hielt aber Hugh Loebner nicht davon ab, jährlich einen Preis
von über 1500 Dollar für das beste Programm auszuschreiben, welches dem Test in einem beschränktem Themengebiet standhalten kann, und 100.000 Dollar für jenes
welches dem Test in einer allgemeinen Konversation standhält.
Trotz vieler
Einwände der Kritiker gilt dieser Test bis heute noch als maßstäbliche
Bewertung. Um sich selbst einen Eindruck davon zu machen sollte man diese
(englische) Seite besuchen, die nun seit Jahren schon sich immer weiter mit
"Alice" beschäftigt hat, und sie weiterentwickelt hat.
http://www.pandorabots.com/pandora/talk?botid=f5d922d97e345aa1
Wenn man einmal ganz objektiv versucht dieses Programm in ein Gespräch zu
verwickeln, muss man zugeben, dass über einen kurzen Zeitraum ein genau
solches Gespräch auch in einem Chatroom hätte stattfinden können. |