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Der Rasterschlüssel 44
ersetzt keine Buchstaben, sondern ändert lediglich deren Reihenfolge. Das
Verfahren zählt damit zur Familie der Transpositions-Chiffren. Zum
Verschlüsseln benötigte der Funker ein Formular wie es in den Abbildungen
unten zu sehen ist. Dieses enthielt eine Matrix aus 24 Zeilen und 25
Spalten, in der pro Zeile 15 Felder geschwärzt waren. Über jeder Spalte
stand ein Buchstabenpaar (Bigramm), in dem Buchstaben zwischen a und e
vorkamen. Wie man leicht nachrechnet, gibt es genau 25 derartige Bigramme,
wodurch pro Zeile eines zur Verfügung stand. Jeder Zeile war ebenfalls ein
derartiges Bigramm zugeordnet, das am Zeilenende stand. Jedes Feld ließ sich
mit Hilfe eines Bigramm-Paars identifizieren. So steht cdaa im Beispiel für
das vierte Feld in der vierten Zeile. Die Verteilung der Bigramme über die
Spalten und Zeilen war jeweils zufällig und Teil des Schlüssels. |
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... in diesem Buch hab' ich erstmals etwas von diesem Verfahren entdeckt,
wenngleich auch unvollständig dargestellt |
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Über die 25 Spalten der Matrix waren zusätzlich die Zahlen Zwischen 1 und 25
notiert. Auch deren Reihenfolge war zufällig und ein Teil des Schlüssels.
Der Schlüssel von RS 44 bestand damit aus vier Informationen: der Lage der
geschwärzten Felder, der Verteilung der Spalten-Bigramme, der Verteilung der
Zeilen-Bigramme sowie der Verteilung der Zahlen von 1 bis 25 in den Spalten. |
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Das Grundprizip einer RS-44-Verschlüsselung war recht einfach: Der
Verschlüssler trug seine Nachricht zeilenweise in die freien Felder des
Formulars ein und las sie anschließend spaltenweise wieder aus. Das
Startfeld für das Eintragen der Nachricht konnte der Absender selber wählen.
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Städtenamen-Ersetzungs-Alphabet - verdoppeln
nicht vergessen (auch das Städtenamen-Alphabeth wechselte monatlich!!!)
Beginn mit aa - Ende mit
ee
abcdefghijklmnopqrstuvwxyz
nmlyaxwfuqtdzrivkgeopjshbc |
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- der Ortsname und/oder geographische
Angaben werden zweimal unmittelbar aufeinander folgend verschlüsselt
geschrieben
- der Ortsname wird in aa und ee eingeschlossen, verdoppelt und mit
einem Ortsnamenalphabet überchiffriert
- Umlaute wurden zu
ae, ue, oe, das ß zu
sz und für CH und CK wurde ein
Q
gesetzt.
- insgesamt also ein Klartext der aus mindestens 60, höchstens 200 Zeichen
besteht
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Der
Rasterschlüssel 44 sah vor, dass Sender und Empfänger ein solches Formular
zum Verschlüsseln verwendeten |
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Im Beispiel lautet die Nachricht DIES IST EINE KURZE TESTNACHRICHT, und das
Startfeld ist cdaa. Da es sich dabei um ein geschwärztes Feld handelt (es
war zulässig, ein solches zu wählen), beginnt der Text erst im nächsten
freien Feld rechts davon, also in bcaa. |
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Das Auslesen der Nachricht begann in einer Spalte, die der Verschlüssler auf
eine weiter unten beschriebene Methode berechnete. Handelte es sich dabei
beispielsweise um die Spalte mit der Zahl 7, dann notierte der Absender
deren Inhalt als ersten Teil des verschlüsselten Texts (im Beispiel ist dies
TI). Als zweites kam die Spalte mit der Zahl 8 auf gleiche Weise an die
Reihe (Z), dann folgte die Spalte mit der Zahl 9 (leer) und so weiter. Nach
25 ging es bei 1 weiter. Im Beispiel ergibt sich so die verschlüsselte
Nachricht TIZIA EHUTT RSHID NISSN EREKC EECT. Die Bigramme, die das
Startfeld markierten, verschickte der Funker zusammen mit der
verschlüsselten Nachricht. Dies geschah allerdings nicht im Klartext.
Stattdessen verwendete er eine Ersetzungstabelle, die als Teil des
Schlüssels auch dem Empfänger vorlag. |
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Die Spalte, die zuerst ausgelesen wurde, ermittelte
der Absender mit Hilfe der Uhrzeit, die er der Nachricht voranstellte sowie
der Anzahl der Buchstaben der Nachricht. Wurde die Nachricht um 10:21 Uhr
verschickt und hatte sie (wie im Beispiel) 29 Buchstaben, so musste der
Verschlüssler 1+0+2+1+2+9 (also 15) zur Spalte des Startfelds hinzuzählen.
War das Ergebnis größer als 25, dann wurde 25 abgezogen. Im Beispiel ergibt
sich 17+15-25=7. Das Auslesen begann also in Spalte 7. |
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Der Empfänger konnte die Verschlüsselung wieder rückgängig machen, wenn er
das gleiche Formular wie der Absender besaß. In dieses trug der den
verschlüsselten Text spaltenweise ein. Das Startfeld kannte er, da der
Absender es mit der Nachricht verschickte. Die erste Auslesespalte
berechnete er auf dieselbe Weise wie der Absender. |
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Inhaltsverzeichnis
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I.
Erklärung von Begriffen und Bezeichnungen ..............................
Seite 3
II. Allgemeine Bestimmungen
................................................ Seite 3
III. Schlüsselregeln für den Rasterschlüssel
................................ Seite 4
IV. Schlüsselunterlagen
.................................................... Seite 8
V. Vorbereiten der Schlüsselmittel
........................................ Seite 9
VI. Verschlüsseln
.......................................................... Seite 9
VII. Schlüsselbeispiel
...................................................... Seite 12
VIII. Entschlüsseln
.......................................................... Seite 13
IX. Kennzeichnung der Schlüssel
............................................ Seite 15
X. Strafbestimmungen
...................................................... Seite 16
Abbildungen 1 - 4
...................................................... Seite 17-20 |
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...
hier die Heeresdienstvorschrift im Wortlaut:
Änderungen zu
Mindestlänge, Berufungsspalten,
Spruchkopf siehe anliegende Verfügung OKM/
Chef WNV Nr. 1908/44 geh. vom 18.10.44. Verfg. OKH.Ch.B.d.E. Ag.N./HNV/IV/2
Nr. 13382/44 geh. v.30.10.44. |
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I. Erklärung von Begriffen und
Bezeichnungen
1. |
Klartext (Offener Wortlaut)
ist ein in offener Sprache geschriebener Text.
Schlüsseltext (Geheimtext) ist ein nach einem
bestimmten Schlüssel umgewandelter Klartext,
Verschlüsseln heißt Umwandeln eines Klartextes in
Schlüsseltext.
Entschlüsseln heißt Umwandeln eines Schlüsseltextes in Klartext.
Schlüsseln kann sowohl
teer- als auch Entschlüsseln bedeuten.
Schlüsselverfahren ist das Gesetz, nach dem geschlüsselt wird.
Schlüssel (Schlüsselunterlagen) sind die wechselnden Unterlagen, mit deren
Hilfe der Klartext in Schlüsseltext umgesetzt wird, z.B. Rasterblocks,
Rasterschablonen.
Schlüsselmittel sind die zum Schlüsseln erforderlichen Behelfe, z, B.
Schlüsselblocks, Schlüsselblätter usw.
Kenngruppe dient zur Kennzeichnung des in einem
Spruch angewendeten Schlüssels.
Spruchschlüssel ist die Angabe der vorn Schlüßler für jeden Spruch willkürlich oder nach besonderen Bestimmungen
zum Schlüsseln gewählten Ausgangsstellung, beim Rasterschlüssel die Angabe der vom Schlüßler
gewählten Lage des Anfangsfeldes eines Spruches.
Wahlwörter sind vom Schlüßler selbst zu wählende
Wörter, die zur Änderung oder Auffüllung bestimmter Sprüche erforderlich
sind und die mit dem Spruchinhalt in keinem Zusammenhang stehen dürfen. |
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II. Allgemeine Bestimmungen
2. |
Die Sicherheit der
verschlüsselten Nachrichten beruht
a) auf der unbedingten Geheimhaltung
der Schlüssel und der Schlüsselanleitung, b) auf der vorschriftsmäßigen
Anwendung der Schlüsselregeln, c) auf der Durchführung des
vorgeschriebenen täglichen Wechsels der Schlüsselunterlagen. |
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3. |
Die
Schlüsselunterlagen und die Schlüsselanleitung zum Rasterschlüssel sind
geheim. Jeder Verstoß gegen die Geheimhaltungsvorschriften wird als Verrat
militärischer Geheimnisse bestraft (H. Dv. 99, M.Dv. Nr. 9, L.Dv. 99, Ziffer
24 und § 88 RStGB). |
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4. |
Auch außer Kraft getretene Schlüssel ermöglichen
dem Gegner sehr wertvolle Rückschlüsse. Für die ordnungsgemäße Aufbewahrung
der Schlüssel und rechtzeitige Vernichtung oder Rückgabe ungültiger
Schlüssel ist besonders Sorge zu tragen. |
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5. |
Dem Schlüsselpersonal sind
Rasterschablonen jeweils nur für den laufenden Tag und für höchstens zwei
Tage im voraus auszuhändigen. Bloßstellung oder Verlust von
Schlüsselunterlagen ist unverzüglich zu melden, damit die Ausgabe eines
Ersatzschlüssels erfolgt. |
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6. |
jede Nichtbeachtung der Schlüsselregeln kann zu einem Einbruch des
Feindes in das Schlüsselverfahren und den Schlüssel führen und große
Nachteile für die Kriegsführung bewirken. |
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7. |
Eigenmächtiges Ändern der Schlüsselregeln oder Anwendung eines nicht
befohlenen Verfahrens wird als vorsätzliches Nichtbefolgen eines Befehls in.
Dienstsachen nach § 92 MStGB. bestraft, wenn nicht Bestrafung wegen
Verstoßes gegen § 88 RStGB. erfolgen muß. |
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III. Schlüsselregeln für den Rasterschlüssel
8. |
Das Rasterverfahren ist ein Versatzverfahren. Es bewirkt eine
Verwürfelung der Klartextbuchstaben durch die Anwendung einer täglich
wechselnden Rasterschablone. Die Rasterschablone, die schwarze und weiße
Felder (Leer- bzw. Schreibfelder) in unregelmäßiger Anordnung enthält,
wird wie ein Linienblatt unter eines der durchsichtigen Blätter des
Schlüsselblocks gelegt. Der Spruch wird nach bestimmten Grundsätzen
(Ziffer 19 bis 27) an beliebiger, jedoch bei jedem Spruch wechselnder
Stelle beginnend, beim Verschlüsseln zeilenweise in die weißen Felder
eingetragen und dann spaltenweise herausgelesen, beim Entschlüsseln
spaltenweise in die weißen Felder eingetragen und dann zeilenweise
herausgelesen. |
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9. |
Soweit im folgenden nichts besonderes bestimmt ist, gelten für das
Verschlüsseln und Entschlüsseln die „Allgemeinen Schlüsselregeln für die
Wehrmacht" (H. Dv, g 7, M. Dv. Ni:. 534, L. Dv. g 7 bzw. L. Dv. g 60). |
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10. |
Die Mindestlänge
der Sprüche muss 60 Buchstaben betragen. Die Höchstlänge beträgt 200
Buchstaben. Sprüche, die die Mindestlänge nicht erreichen, sind durch
Hinzufügen von Wahlwörtern auf mindestens 60 Buchstaben aufzufüllen. |
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11. |
Sprüche von mehr
als 200 Buchstaben sind in Teile verschiedener Länge zu zerlegen. Jeder
Spruchteil muß wie ein völlig selbständiger Spruch verschlüsselt werden. |
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12. |
Sämtliche
Ortsnamen sowie fremdsprachliche Geländebezeichnungen (wie sie in den
Karten stehen) sind vor dem Einschreiben in das Schlüsselblatt
buchtstabenweise mit dem befohlenen Ortsnamenalphabet zu verschlüsseln,
indem ihre Buchstaben einzeln nacheinander in der oberen, alphabetisch
geordneten „Klar"-Zeile des Ortsnamenalphaltetes aufgesucht und durch
die in der „Geheim"-Zeile jeweils darunter stehenden Buchstaben ersetzt
werden. Das Entschlüsseln erfolgt entsprechend unter Benutzung des
unteren Zeilenpaares des Ortsnamenalphahetes. Anfang und Ende dieser
Schlüsselstelle werden durch die Buchstabenpaare aa am Anfang und
ee am Ende gekennzeichnet.
Ortsnamen und fremdsprachliche Geländebezeichnungen sind nur dann
zweimal hintereinander zu verschlüsseln, wenn anderenfalls Irrtümer oder
Verwechselungen entstehen können. Bei Wiederholung sind zwischen die
Ortsnamen keine Buchstaben - auch kein einzelnes "x" - zu setzen. |
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13. |
Kartenangaben nach
den Meldenetzverfahren werden im Klartext ebenfalls in aa und
ee eingeschlossen. Dabei werden die Buchstaben nach dem
Buchstabieralphabet (a - anton, b = berta usw. mit der
Ausnahme y = ipsilon - nicht ypsilon -) und die Zahlen wie
sonstige Zahlen nach der H. Dv. g 7, M. Dv. Nr. 534, L. Dv. g 7
verschlüsselt. Beispiel: Kartenangabe "xy 9a 35" ist zu verschlüsseln:
"aaxantippeipsilonneunantondreifuenfee".
Bei der Verschlüsselung von
Stoßlinienazigaben ist in entsprechender Weise zu verfahren. |
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14. |
Bei der Abfassung
von Sprüchen soll von unmißverständlichen Wortabkürzungen möglichst
weitgehend Gebrauch gemacht werden, auch wenn dadurch die Buchstabenzahl
60 nicht erreicht wird und infolgedessen Wahlwörter angewendet werden
müssen. |
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15. |
Aus den
„Allgemeinen Schlüsselregeln für die Wehrmacht" (H. Dv, g 7, A1:. Dv.
Nr. 534, L. Dv. g 7 bzw. L. Dv. g 60) werden für den Rasterschlüssel
folgende Grundsätze besonders hervorgehoben:
a) Satzzeichen. Grundsatz muß sein, Satzzeichen
so wenig wie möglich zu verwenden, Sie werden im allgemeinen durch "x"
ersetzt. Ist für die Klarheit des Spruches ihre Unterscheidung
erforderlich, so sind
Punkt durch "stop",
Komma durch "koma",
Fragezeichen durch "fraq",
Klammer durch "klam"
auszudrücken, während alle übrigen
Satzzeichen auszuschreiben sind. Am Ende eines Spruches ist der Punkt
stets, das Fragezeichen dann wegzulassen, wenn die Frage aus der
Wortstellung klar hervorgeht. Nach Abkürzungen ist der Buchstabe "x" nur
dann zu setzen, wenn anderenfalls die Bedeutung entstellt würde.
b) Umlaute sind als Einzelselbstlaute zu
schreiben (z. B. ä = ae, ö-oe, ü-ue).
Die Buchstabenverbindungen "ch" und "ck" sind durch "q" zu ersetzen,
außer bei Orts- und Eigennamen, wo sie in die Einzelbuchstaben "0" und
"h" bzw. "e" und "k" aufzulösen sind. Der Buchstabe "ß" ist immer in die
Einzelbuchstaben "s" und "z" aufzulösen.
c) Zahlen sind durch ihre einzelnen Ziffern
in Worten auszudrücken (z. B. 148 - eins vier aqt), Die Ziffer "2" ist
als "zwo" zu verschlüsseln.
Nur folgende Zahlen sind durch ein Wort auszudrücken:
10 - zehn |
60 - segzig |
11 - elf |
70 - siebzig |
20 - zwanzig |
80 - agtzig |
30 = dreiszig |
90 - neunzig |
40 - vierzig |
100 - hundert |
50 - fuenfzig |
1000 - tausend |
Verbindungen mit den oben angeführten Zahlen
sind unzulässig. Es ist zu verschlüsseln 12 - eins zwo, 211 - zwo eins
eins, 350 - drei fuenf null, 0430 - null vier drei null.
Verboten ist, das Wort null mehrfach
hintereinander zu verschlüsseln.
Für mehrere Nullen sind folgende
Kurzbezeichnungen zu verwenden:
00 = zenta, 000 = mille, 0000 = miria, (z.
B. 200 - zwo zenta, 3000 - drei mille, 40000 - vier miria, 500000 =
fuenf zenta mille oder fuenf miria null oder fuenf null miria oder fuenf
mille zenta, 00780 - zenta sieben aqt null, 500043 fuenf mille vier
drei).
Römische Zahlen erhalten den Vorsatz "roem".
Umschreibungen sind möglich, z. B.: III. Pz. Gren. Rgt. 10 = drittes btl
pnz grn rgt zehn.
d) Uhrzeiten werden, unabhängig davon, wie
sie im Klartext niedergeschrieben sind, einheitlich verschlüsselt.
Verschlüsselung von mehreren hintereinanderstehenden Nullen ist auch
hier verboten, Zwischen Stunden und Minuten wird "x" gesetzt.
Beispiele: |
0000 Uhr als null uhr |
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0100 Uhr als eins uhr |
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1000 Uhr als zehn uhr |
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0011 Uhr als null x elf uhr |
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0906 Uhr als neun x null
seqs uhr |
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1010 Uhr als zehn x zehn
uhr |
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1326 Uhr als eins drei x
zwo seqs uhr |
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1200 Uhr als eins zwo uhr |
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2000 Uhr als zwanzig uhr |
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2400 Uhr als zwo vier uhr |
Das Wort „Uhr" hat zur Vermeidung von
Irrtümern grundsätzlich hinter jedes Uhrzeit zu stehen.
e) Wird hei einem Spruch die Mindestlänge
nicht erreicht, so muß der Spruch, ohne daß der Wortlaut des Klartextes
davon berührt wird, durch Hinzufügen beliebiger Wahlwörter aufgefüllt
werden. L1ies kann dadurch geschehen, daß Wahlwörter vorangestellt oder
angefügt werden. Es ist verboten, den Spruch durch Ausschreiben von
Satzzeichen und Abkürzungen oder durch gleichbleibende Zusätze nie:
Schluß, Ende usw. zu verlängern. Ebenso ist es verboten, den Wortlaut
des Spruches ganz oder teilweise zu wiederholen. Wahlwörter sind ständig
zu wechseln. Ihre Länge` und Anfangsbuchstaben müssen stets verschieden
sein. Sie dürfen keine Beziehungen zu militärischen Begriffen
(Decknamen, Tarnbezeichnungen, Worte der Buchstabiertafel usw.) und zum
Inhalt der Nachrieft zulassen.
Wird der Klartext nach der Entschlüsselung zur Vorlage beim taktischen
Führer in den Spruchvordruck eingetragen, so sind die Wahlwörter
wegzulassen.
Zur Kennzeichnung und Abgrenzung der Wahlwörter vorn Spruchtext sind die
beiden an den Spruchinhalt angrenzenden Buchstaben des Wahlwortes
einzeln zu verdoppeln.
Beispiel: milqstrasze sprungtissqq
angriff abgesglagen eeiisenbahn fensterbrett.
f) Ein Spruch muß unter Verantwortung des
Funkstellenführers neu gefaßt werden:
1. wenn der gleiche Spruch nach
verschiedenen Schlüsseln verschlüsselt wird,
2. wenn der beförderte Spruch nach dem gleichen Schlüssel neu
verschlüsselt werden muß, weil er fehlerhaft verschlüsselt war,
3. wenn bei einem Übermittlungsspruch der Empfänger nicht im Besitz des
ursprünglichen Schlüssels ist.
Die Neufassung hat unter Verantwortung des
Funkstellenführers zu erfolgen. Sie darf den Sinn des Spruches nicht
entstellen und wird zweckmäßig durch Umstellung im Text erreicht. Nach
Möglichkeit ist der Aufgeber der Nachricht zu beteiligen. Der hiernach
neu gefaßte Spruch muß wie ein völlig neuer Spruch verschlüsselt werden.
g) Täglich zu gleichen Zeiten, in gleicher
Form, mit demselben Aufbau oder unter Verwendung derselben Wörter
abgehende Sprüche gefährden die Schlüsselsicherheit in besonderem Maße.
Sie sind datier in stets wechselnder Form abzufassen. Ganz allgemein
sind häufig wiederkehrende gleichlautende Redewendungen und Sätze in
Sprüchen zu vermeiden. |
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V. Schlüsselunterlagen
16. |
Als Tagesschlüssel
wird. eins täglich wechselnde Rasterschablone ausgegeben. Die
Rasterschablone enthält 24 Zeilen und 25 Spalten. In jeder Zeile
befinden sich 10 weiße Felder, die sogenannten Schreibfelder. Zur
Bezeichnung der Spalten, Zeilen und Felder befinden sich am oberen Rand
der Rasterschablone eine Spaltenlosung und am rechten Rand der
Rasterschablone eine Zeilenlosung, die ebenfalls täglich wechseln.

Auf der Vorderseite der
Rasterschablone befinden sich
a) Angabe der Schlüsselart (Divisions-Handschlüssel,
Heeres-Handschlüssel usw.) und des Monatstages;
b) eine täglich wechselnde Buchstabentauschtafel zur Verschlüsselung der
Buchstaben im Spruchschlüssel.

c) Zwei Ortsnamenalphabete (1
und 2) zur Verschlüsselung von Ortsnamen und fremdsprachlichen
Geländebezeichnungen. Die Ortsnamenalphabete wechseln an jedem
Monatsersten. Durch Sonderverfügung wird befohlen, welches der beiden
auf der Rasterschablone befindlichen Ortsnamenalphabete auf dem
betreffenden Kriegsschauplatz zu benutzen ist.
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17. |
Der Schlüsselblock
enthält durchsichtige Schlüsselblätter, die eine mit der Einteilung der
Rasterschablone übereinstimmende Linierung haben. Zweckmäßig schreibt
der Schlüßler sich das für den laufenden Monat gültige Ortsnamenalphabet
zum Ver- und Entschlüsseln auf die Innenseite des Deckblattes des
Schlüsselblocks. Auf den Wechsel des Ortsnamenalphabetes am Monatsersten
ist besonders zu achten. |
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18. |
Zum Verschlüsseln
wird die Rasterschablone so unter das oberste . Schlüsselblatt gelegt,
daß sich die Linierung des Schlüsselblattes mit der Linierung der
Rasterschablone genau deckt und daß Spalten- und Zeilenlosung den oberen
und rechten Rand des Schlüsselblattes gerade überragen. |
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VI. Verschlüsseln
19. |
Eintragen des Klartextes in
das Schlüsselblatt.
Der Klartext wird auf dem
Schlüsselblatt in die hell durchscheinenden Schreibfelder eingetragen.
Die schwarzen Felder sind Leerfelder und werden übersprungen. Die
Eintragung erfolgt zeilenweise und beginnt auf einem beliebigen
Schreibfeld der Rasterschablone. Wird bei der Eintragung des Klartextes
das letzte Schreibfeld der untersten Zeile erreicht, so wird die
Eintragung in dem ersten Schreibfeld der obersten Zeile fortgesetzt,
Hierbei ist besonders darauf zu achten, daß die Mindestlänge von 60
Buchstaben erreicht und die Höchstlänge von 200 Buchstaben nicht
überschritten wird. |
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20. |
Spruchschlüssel. Das Schreibfeld,
in das der erste Buchstabe des Spruches geschrieben wird, oder eines der
unmittelbar vorangehenden Leerfelder wird zur Bezeichnung des Anfangs
des Spruches auf der Rasterschablone gewählt und heißt „Anfangsfeld des
Spruches".
Die Lage des Anfangsfeldes wird als Spruchschlüssel im Spruchkopf
mitgeteilt. Tier „Klar"-Spruchschlüssel wird durch zwei Buchstabenpaare
angegeben, von denen das erste die Spalte und das zweite die Zeile
bezeichnet, in deren Kreuzungspunkt das Anfangsfeld liegt. Das erste,
die Spalte angebende Buchstabenpaar, wird aus vier Spaltenlosung am Kopf
der Rasterschablone abgelesen, das zweite, die Zeile angehende
Buchstabenpaar, aus der Zeilenlosung rechts der Rasterschablone. |
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21. |
Wahl des
Anfangsfeldes. Bei der Auswahl des
Anfangsfeldes in der Rasterschablone dürfen keinesfalls bestimmte Zeilen
oder Spalten (z, B. die ersten Zeilen in der Rasterschablone oder die
ersten Schreibfelder in den Zeilen) bevorzugt .werden. Ferner ist die
Einhaltung einer bestimmten Reihenfolge bei der Wahl des Anfangsfeldes
strengstens untersagt; z; B. soll nicht der erste Spruch in der ersten
Zeile, der zweite in der zweiten Zeile usw. beginnen.
Merkregel: Das Anfangsfeld ist ebenso
häufig in den unteren Rasterzeilen wie in den oberen zu wählen. |
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22. |
Abstreichregel.
Die beiden Buchstabenpaare, die den
Klarspruchschlüssel bilden, sind sofort in der Spalten- bzw.
Zeilenlosung durch einen schrägen Strich von links unten nach rechts
oben oder, falls sie bereits in dieser Weise durchgestrichen sind, durch
einen weiteren Strich von links oben nach rechts unten nunmehr
kreuzweise durchzustreichen. Die Buchstabenpaare müssen dabei lesbar
bleiben.
Es ist verboten, Anfangsfelder zu wählen, die in einer Spalte oder Zeile
mit bereits kreuzweise durchgestrichenem Buchstabenpaar liegen, solange
noch nicht alle Buchstabenpaare der Spalten- und Zeilenlosung kreuzweise
durchgestrichen sind. |
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23. |
Verschlüsselung
dem Spruchsehlüssels. Der „Klar"-Spruchschlüssel,
in dem nur die Buchstaben a bis e vorkommen, ist mit Hilfe
der mit dem Tagesschlüssel gegebenen Buchstabentauschtafel (vgl. Ziffer
16b) zu verschlüsseln, indem die Buchstaben a bis e des
Klarspruchschlüssels durch je einen der in der Buchstabentauschtafel
stur Auswahl unter ihnen stellenden fünf Buchstaben ersetzt werden. Bei
der Anwendung der Tauschtafel ist streng darauf zu achten, daß
a) keine Bevorzugung bestimmter Buchstaben
erfolgt,
b) der verschlüsselte Spruchschlüssel stets aus vier verschiedenen
Buchstaben besteht. |
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24. |
Die
Schlüsselblätter können bereits vor Verschlüsselung eines Spruches für
eine Anzahl Sprüche im voraus vorbereitet werden, indem Anfangsfelder
ausgewählt, Zeilen und Spalten in den Losungen der Rasterschablone
abgestrichen und die Anfangsfelder gekennzeichnet werden (vergleiche
Abbildung 1). Auf den unteren Rändern der Schlüsselblätter sind „Klar"-
und „Geheim"-Spruchschlüssel aufzuschreiben. Hierdurch wird beim
Verschlüsseln das Herausnehmen der Rasterschablone zum Gebrauch der
Buchstabentauschtafel erspart und Zeit für die Verschlüsselung der
Sprüche selbst gewonnen. |
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25. |
Bestimmung der
Herauslesespalte. Die Spalte, bei
der das Herauslesen des Schlüsseltextes beginnt, die Herauslesespalte,
wird in folgender Weise ermittelt: Nach dein Eintragen des Spruches in
das Schlüsselblatt werden auf dem Spruchvordruck, auf den der
Schlüsseltext geschrieben werden soll, als Spruchkopf taktische Zeit,
Buchstabenzahl und Spruchschlüssel eingetragen. Aus der Minutenzahl und
der Buchstabenzahl wird die Quersumme gebildet, d, h. es werden die
einzelnen Ziffern der Minuten- und Buchstabenzahl zusammengezählt. Die
sich ergebende Zahl wird in der Spaltenlosung von der abgestrichenen
Spalte des Anfangsfeldes aus nach rechts abgezählt, ohne Rücksicht auf
die Zahlenlosung und ohne die Spalte des Anfangsfeldes mitzuzählen. Bei
der sich so ergebenden Spalte beginnt das Herauslesen des
Schlüsseltextes.
Bei Bildung der Quersumme zur
Bestimmung dar Herauslesespalte (Ziff. 25 der Schl. Anl.) kann sich eine
Zahl ergeben, die über 25 liegt. (Beispiel: 1459 -
99 - Quersumme: 5 + 9 + 9 + 9 = 32.)
In diesen Fällen wird beim Abzählen die Spalte des Anfangsfeldes beim
25. Schritt nach rechts noch einmal erreicht wird ist dann in
mitzuzählen. Nur beim Beginn des
Abzählens ist die Spalte des Anfangsfeldes nicht mitzuzählen.
(Vfg. OKH/Chef HNW IV 89b Nr.
11560/44g.v.31.7.44) |
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26. |
Herauslesen des
Schlüsseltextes. Die in den
einzelnen Spalten stehenden Buchstaben werden von oben nach unten,
immer mit der obersten Zeile der Rasterschablone
beginnend, Herausgelesen und stellen, nebeneinander geschrieben.
den Schlüsseltext (Geheimtext) dar. Die Reihenfolge, in der die
einzelnen Spalten herausgelesen werden, wird durch die Zahlen der
Spaltenlosung angegeben. |
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27. |
Aufschreiben des
Schlüsseltextes. Der Schlüsseltext
(Geheimtext) wird auf den Spruchvordruck in Gruppen zu fünf Buchstaben
geschrieben, |
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VII.
Schlüsselbeispiel - (Vergleiche Abbildung 2)
28. |
Klartext:
1203 -
Feind greift seit 11.45 Uhr bei Orjechow mit 8 Panzern nach Südwesten
an.
Der in das Schlüsselblatt
einzutragende Text lautet:
feind greift seit elf x vier
fuenf uhr bei aaiggalfisigqalfisee mit aqt panz naq suedwest an.
Hierin ist der Ortsname
Orjeehow nach dem Ortsnamen. alphabet (vgl. Ziffer 16c) zweimal
hintereinander verschlüsselt und
in aa und ee eingefaßt. |
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29. |
Als Anfangsfeld in
der Rasterschablone wird Spalte bb und Zeile ae gewählt.
und als Klarspruchschlüssel bbae auf den unteren Rand des
Schlüsselblattes geschrieben. (Ebenso häufig wie Schreibfelder sollen
Leerfelder als Anfangsfeld für den Spruchschlüssel gewählt werden.) Die
Buchstabenpaare bb in der Spaltenlosung und ae in der
Zeilenlösung werden mit Bleistift auf der Rasterschablone abgestrichen.
Das Anfangsfeld wird dann auf dem Schlüsselblatt, wie in der Abbildung
ersichtlich, durch Bleistiftstriche als obere Begrenzung des
Schreibraumes und einen senkrechten Pfeil gekennzeichnet. Danach wird
der Klarspruchschlüssel bbae mit der auf der Vorderseite der
Schablone befindlichen Buchstabentauschtafel verschlüsselt. Nach der
Buchstabentausehtafel (vgl. Ziffer 16 b) kann b durch einen beliebigen
der Buchstaben t q x u r, ferner können a und e durch einen
beliebigen der Buchstaben g e b z l bzw. d y n v p ersetzt
werden. Jedoch ist zu beachten, daß der verschlüsselte Spruchschlüssel
aus vier verschiedenen Buchstaben, bestehen muß. Demzufolge ist das
zweimal auftretende b durch zwei verschiedene - im übrigen
beliebige - der Buchstaben t q x u r zu ersetzen.
So ergibt sich z. B.:
bbae - tuzd,
was in dieser Form auf den unteren Rand des
Schlüsselblattes geschrieben wird. Danach wird der Spruch zeilenweise in
die Schreibfelder des Schlüsselblattes eingetragen. |
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30. |
Nachdem der Spruch
in das Schlüsselblatt eingetragen ist, werden auf ein Spruchformular als
Spruchkopf die taktische Zeit, Buchstabenzahl und der Spruchschlüssel
geschrieben. Spruchkopf: 1203 - 77 - t
u z d -12-
Aus der Minutenzahl 03 und der
Buchstabenzahl 77 wird die Quersumme gebildet:
0 + 3 + 7 + 7 =
17.
Danach werden in der Spaltenlosung von bb
aus 17 Felder nach rechts abgezählt. Das erste gezählte Feld ist das
Feld rechts neben bb. Fas Abzählen endet in Spalte ee, die
sofort durch ein Kreuz mit Bleistift, als Herauslesespalte
gekennzeichnet wird. |
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31. |
In der durch ee
gekennzeichneten Spalte 19 beginnt das Herauslesen, dann folgen die
Spalten 20, 21, 22, .... 25, 1, 2, ... 18. Sind die Buchstaben einer
Spalte herausgelesen und aufgeschrieben, so wird diese Spalte auf dem
Schlüsselblatt senkrecht durchgestrichen. |
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32. |
Als Schlüsseltext ergibt sich:
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1203-77-tuzd
- yv
dianm rqtvf nnris iffgp
uefzg naeeh aeuta iiead
agqql wibsf fxuti teeaa
eniqs sirli efese lt |
|
|
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VIII.
Entschlüsseln - (Vergleiche Abbildung 3)
33. |
Der Spruchschlüssel wird nach der
Buchstabentauschtafel entschlüsselt, indem die Buchstaben
t u Z d nacheinander in der Tauschtafel
aufgesucht und durch die über ihnen im Kopf der Tafel befindlichen
Buchstaben ersetzt werden:
tuzd - bbae |
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34. |
Auf der
Rasterschablone wird das Anfangsfeld, das sich in der Spalte
bb und in der Zeile ae
befindet, aufgesucht. Der Spruch muß in diesem Feld bzw. in dem ersten
Schreibfeld, das nach rechts auf dieses Feld folgt, beginnen. |
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35. |
Von dem Feld
bbae aus werden 77 Schreibfelder
entsprechend der Spruchlänge abgezählt, was dadurch erleichtert wird,
daß jede Zeile 10 Schreibfelder enthält. Es werden also gezählt in Zeile
ae vom Anfangsfeld 4 Schreibfelder und dann
zeilenweise 14. 24, 34, 44, 54, 64, 74 Felder und in Zeile
dd die Schreibfelder 75 bis 77. Der letzte
Buchstabe muß also im Feld dbdd stehen. |
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36. |
Der Schreibraum,
in dem nach Ziffer 34 und 35 der Spruch auf dem Schlüsselblatt stehen
muß, wird mit Bleistift eingerahmt. Hierzu werden die Schreibfelder, die
sich vor dem Anfangsfeld befinden und diejenigen über der ersten Zeile,
ferner die Felder hinter dein letzten Schreibfeld und unter der letzten
Zeile durchgestrichen. |
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37. |
In der unter
Ziffer 30 beschriebenen Weise wird aus der Minutenzahl der taktischen
Zeit und Buchstabenzahl die Quersumme 17 gebildet. In der Spaltenlosung
werden, von bb aus beginnend, 17 Felder
nach rechts abgezählt, wobei man auf die Spalte ee
kommt. |
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38. |
Der Schlüsseltext
wird, mit der durch ee gekennzeichneten
Spalte 19 beginnend, spaltenweise in den eingerahmten Schreibraum
eingetragen, wobei in der Reihenfolge 19, 20, 21 .... 25, 1 .... 18
vorgegangen wird. |
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39. |
Nach der
Eintragung wird der Klartext zeilenweise aus dem Schlüsselblatt
herausgelesen, wobei die in aa und
ee eingefaßte Schlüsselstelle nach dem
Ortsnamenalphabet (vgl. Ziffer 1Gc) entschlüsselt werden muß. Dann
ergibt sich der Klartext wie in Ziffer 28. |
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40. |
Für den Fall, daß
beim Abzählen der Schreibfelder gemäß Ziffer 35 die unterste Zeile in
dem Schlüsselblatt erreicht und die Zählung in dem ersten Schreibfeld
der obersten Zeile fortgesetzt wird, entstellt zwischen letztem
Schreibfeld und Anfangsfeld des Spruches in der Mitte des
Schlüsselblattes ein freier Raum. Dann muß beim spaltenweisen Eintragen
des Schlüsseltextes, das immer in der obersten Zeile des
Schlüsselblattes beginnt, in jeder Spalte der freie Rahm in der Mitte
des Schlüsselblattes übersprungen werden. Vergleiche Abbildung 4, der
folgendes Beispiel zugrunde liegt: Klartext:
1721 -
Aufklärungsflieger meldet vor Bataillonsabschnitt feindliche
Bereitstellung
Spruchschlüssel:
accc - bwak
Der in das Schlüsselblatt
einzutragende Text lautet:
saturrnn
aufklflieger meldet vor btlabsqnitt fdl bereitsellung kkaaese
Hierin ist Saturn mit
saturrnn
einleitendes und Käse mit kkaaese
abschließendes Füllwort.
Spruchlänge: 64 Buchstaben.
Quersumme: 2 + 1 + 6 +4- 13 Herauslesespalte:
12 Schlüsseltext: 1721 -
64 - b w a k -
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1203-77-tuzd
gdesl llllr itnia uenbl
etekm teare nabtu sknrr
alege tafto sfetf budik
rvqs |
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Entschlüsseln:
Spruchschlüssel: bwak = accc
Das Anfangsfeld accc wird im Schlüsselblatt
aufgesucht und als obere Begrenzung des Schreibraumes die Zeile
ad durchgestrichen. Vom Anfangsfeld aus
werden entsprechend der Buchstabenzahl 64 Schreibfelder abgezählt. Dabei
wird eeca als letztes Schreibfeld des
Spruches ermittelt. Demzufolge wird zur Begrenzung des Schreibfeldes
nach unten die Zeile ca von Spalte
db an und die Zeile ea
vom Anfang bis Spalte db durchgestrichen.
Quersumme: 2 + 1 + 6 + 4 = 13
Herauslesespalte: 12
Nunmehr wird der Schlüsseltext spaltenweise, mit Spalte 12 beginnend, in
das Schlüsselblatt eingetragen. Die Eintragung beginnt in jeder Spalte
am oberen Rande des Schlüsselblattes. In jeder Spalte muß der Raum in
der Mitte des Schlüsselblattes zwischen unterer und oberer Begrenzung
des Schreibraumes freigelassen werden.
Nach erfolgter Eintragung wird der Klartext zeilenweise, beginnend mit
der Zeile des Anfangsfeldes, herausgelesen. |
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IX. Kennzeichnung der Schlüssel
41. |
Zur Kennzeichnung bestimmter Schlüssel sind
Kenngruppen vorgesehen, die den Rasterschablonen zu entnehmen sind. |
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42. |
Kenngruppen sind
grundsätzlich so selten wie möglich zu verwenden. Je Schlüsselart und
Tag stehen vier Kenngruppen (zu je drei Buchstaben) zur Verfügung, die
abwechselnd zu verwenden sind. |
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43. |
Ist die
Kennzeichnung des in einem Spruch verwendeten Schlüssels notwendig, so
enthält dieser Spruch eine Kenngruppe, die unverändert in den Spruchkopf
hinter der Buchstabenzahl eingefügt wird. Bei mehrteiligen Sprüchen ist
bei allen Teilen die gleiche Kenngruppe zu verwenden. |
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44. |
Beispiel eines
Spruchkopfes mit Kenngruppe:
Taktische Zeit |
Buchstabenzahl |
Kenngruppe |
Spruchschlüssel |
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1203 |
- 77 - |
kax |
tuzd |
- yv - |
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X. Strafbestimmungen
45. |
H. Dv. 99, M. Dv. Nr. 9, L. Dv. 99, Ziffer 24.
Verstöße gegen diese Vorschrift und die
Zusatzbefehle sind zu verfolgen, Soweit nicht gerichtliche Verfolgung
erforderlich ist, ist zu prüfen, ob eine disziplinäre Bestrafung nach
der Wehrmachtdisziplinarstrafordnung (H.Dv. 3/9, M.DvNr. 130,L.Dv.3/9)
oder der Reichsdienststraforderung zu erfolgen hat. |
|
 |
46. |
§ 88 RStGB
Staatsgeheimnisse im Sinne der Vorschriften
dieses Abschnitts sind Schriften, Zeichnungen, andere Gegenstände,
Tatsachen oder Nachrichten darüber, deren Geheimhaltung vor einer
ausländischen Regierung für das Wohl des Reiches, insbesondere im
Interesse der Landesverteidigung erforderlich ist.
Verrat im Sinne der Vorschriften dieses Abschnittes begeht, wer mit dem
Vorsatz, das Wohl des Reiches zu gefährden, das Staatsgeheimnis an einen
anderen gelangen läßt, insbesondere an eine ausländische Regierung oder
an jemand, der für eine ausländische Regierung tätig ist oder öffentlich
mitteilt. |
|
 |
46. |
§ 92 RStGB
Wer vorsätzlich einen Befehl in Dienstsachen
nicht befolgt und dadurch vorsätzlich oder fahrlässig einen erheblichen
Nachteil, eine Gefahr für Menschenleben oder in bedeutendem Umfang für
fremdes Eigentum oder Gefahr für die Sicherheit des Reiches oder die
Schlagfertigkeit oder Ausbildung der Truppe herbeiführt, wird mit
geschärftem Arrest nicht unter einer Woche oder mit Gefängnis oder
Festungshaft bis zu 10 Jahren, im Felde bis zu 15 Jahren oder mit
lebenslänglicher Freiheitsstrafe bestraft.
Ist die Tat fahrlässig begangen, so tritt Freiheitsstrafe bis zu zwei,
im Felde bis zu drei Jahren ein. |
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1. |
Zusammenfassung
zum Codieren
Plaintext bereinigen - zuerst nach Standard,
anschließend nach Ersetzungsregeln |
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2. |
Startposition zum Einschreiben willkürlich
durch den Chiffrierer zu bestimmen |
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3. |
Startposition zum Auslesen bestimmen
(Minuten der Uhrzeit sowie Zeichenzahl des bereinigten Plaintextes) |
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4. |
Startfeld im Rasterblatt aufsuchen (nach
rechts nächstes weißes Feld) - alle weißen Felder vorher sperren |
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5. |
Zeichenzahl des reinen Ciphertextes
zeilenweise ablesen - weiße Restfelder sperren |
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6. |
bereinigten Plaintext zeilenweise eintragen |
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7. |
Ciphertext spaltenweise ab vorbestimmter
Position auslesen |
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8. |
Spruchkopf bestimmen und voranfügen |
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Im britischen
Dechiffrier-Zentrum Bletchley Park, wo man den Doppelkastenschlüssel längst
im Griff hatte, sah man sich im Mai 1944 erstmals mit einer abgehörten
RS-44-Nachricht konfrontiert. Der Absender war offensichtlich auf das neue
Verfahren ausgewichen, weil seine Enigma nicht funktionierte. Für die Briten
kam die neue Verschlüsselungsmethode nicht überraschend, da sie in
entzifferten Enigma-Funksprüchen auf entsprechende Ankündigungen gestoßen
waren. Auf diese Weise erfuhren die Dechiffrierer auch, dass die Deutschen
einen massenhaften Einsatz von RS 44 planten. Ihnen stand also eine neue
Aufgabe bevor. Den Codebrechern kam zu Hilfe, dass die Alliierten beim
Vormarsch durch Frankreich auf zahlreiche aufgegebene Stellungen der
Deutschen stießen, in denen sie RS-44-Vordrucke und sogar
Bedienungsanleitungen fanden. Diese landeten in Bletchley Park, wo sich die
britischen Experten brennend für sie interessierten. |
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In Bletchley Park war man über das neue Verfahren schnell im Bilde. Der
Kryptologe John Tiltman hielt einen zehntägigen Kurs, in dem er einige
Kollegen über die Funktionsweise von RS44 und Dechiffrier-Ansätze
informierte. Mit den an der Front aufgefundenen Vordrucken gelang es den
Briten schnell, erste Nachrichten zu entziffern. Dabei dauerte es pro
Nachricht meist etwa eine Stunde, bis der zuständige Mitarbeiter das
richtige Startfeld erraten hatte, und der Rest war Routine. |
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In der Regel war die Sache jedoch nicht ganz so einfach. Meist kannten die
Briten den verwendeten Vordruck nicht, da dieser täglich wechselte und ihnen
nur wenige Exemplare in die Hände fielen. Die Dechiffrierer mussten daher
versuchen, den Vordruck des jeweiligen Tages alleine anhand abgefangener
Nachrichten zu rekonstruieren. Daran bissen sie sich regelmäßig die Zähne
aus. Wenn kein Zufall zu Hilfe kam, dann gelang den Codebrechern die
Rekonstruktion nur, wenn sie 40 Buchstaben des Originaltextes kannten - eine
ungünstige Ausgangsposition, zumal die meisten Nachrichten nur einige
Dutzend Buchstaben enthielten (mehr als 200 Buchstaben passten nicht ins
Formular). So waren die Briten auf Fälle angewiesen, in denen sie den Inhalt
einer Nachricht aus einer anderen Dechiffrierung kannten. Manchmal schafften
es die Spezialisten auch, aus vorhergehenden Nachrichten und aus der
Buchstabenzahl den Wortlaut einer Nachricht zu erraten. Im August 1944
gelang es den Briten erstmals, einen Vordruck auf diese Weise zu
rekonstruieren, wodurch sich 30 Nachrichten eines Tages entschlüsseln
ließen. |
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Wie in vielen anderen Fällen der Krypto-Geschichte profitierten die
Dechiffrierer von den Fehlern und vom Leichtsinn der Anwender. Da die
deutschen Funker, wie erwähnt, oft nicht mit dem Verfahren zu Recht kamen,
standen den Briten besonders viele fehlerhafte Verschlüsselungen zur
Verfügung. Doch während dies bei der Rekonstruktion der Formulare helfen
konnte, erschwerten falsche Verschlüsselungen die Arbeit, sobald das
Formular bekannt war. |
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Selbst wenn die Briten die benötigten 40 bekannten Buchstaben zur Verfügung
hatten oder ihnen ein Bedienerfehler half, dauerte es meist unerträglich
lange, das Formular zu rekonstruieren. Zwei Wochen waren die Regel. Wie man
sich leicht vorstellen kann, waren die meisten Nachrichten nach dieser Zeit
kaum noch etwas wert. Angesichts dieser unbefriedigenden Situation fragte
man sich in Bletchley Park ernsthaft, ob man die RS44-Dechiffrierung
überhaupt noch fortführen sollte. Immerhin beschäftigte dieser Vorgang 45
qualifizierte Mitarbeiter sowie 55 Assistenten. So entschied man
schließlich, auf das Dechiffrieren von RS-44-Nachrichten aus der Luftwaffe
und der Armee zu verzichten. Lediglich die Polizeinachrichten entzifferten
die Spezialisten von da an noch. Zu Hochzeiten arbeiteten 150 Personen an
der RS44-Entschlüsselung. Es gab auch Pläne für eine Spezialmaschine, die
Teile der Dechiffrierung automatisch übernehmen sollte, doch diese wurden
nicht in die Praxis umgesetzt. |
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Etwa im Juni 1944 machten sich auch US-Spezialisten, die zuvor in Bletchley
Park eingeweiht worden waren, an die Rasterschlüssel-Dechiffrierung. Man
ging die Sache systematisch an und überlegte neue Lösungsstrategien, wobei
auch die Nutzung von IBM-Lochkarten diskutiert wurde. Allerdings kamen die
USKryptologen auch nicht weiter als ihre britischen Kollegen, zumal in ihrem
Dechiffrier-Zentrum in Arlington Hall nur etwa 20 Personen am
Rasterschlüssel 44 arbeiteten. Für die oft über 1.000 Nachrichten, die
täglich abgehört wurden, war dies viel zu wenig. So konnte nur ein Bruchteil
gelesen werden. Naturgemäß interessierten sich die Amerikaner vor allem für
Nachrichten von der Westfront, wo sich ihre Truppen gerade den deutschen
Grenzen näherten. Allerdings benötigten auch ihre Dechiffrierer in der Regel
etwa zwei Wochen zur Entzifferung. Michael Cowan nennt als Beispiel eine
Nachricht, die eine deutsche Panzereinheit am 3. Februar 1935 verschickte.
Die Amerikaner konnten sie erst am 26. Februar lesen. Sie besagte, dass die
Einheit am B. Februar eine Lieferung von 14.000 Litern Treibstoff erwartete.
Dies wäre eine durchaus wichtige Information gewesen, doch fast drei Wochen
nach der Lieferung war sie wertlos. |
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Die Berichte aus Bletchley Park und Arlington Hall belegen, dass die
Rechnung des OKW/Chi im Zusammenhang mit dem Rasterschlüssel 44 im
Wesentlichen aufging. Den deutschen Kryptologen war die Schwäche des
Verfahrens durchaus bekannt, doch sie spekulierten darauf, dass der
Kriegsgegner zu lange zur Dechiffrierung benötigte, um noch einen Nutzen
daraus zu ziehen. Der Rasterschlüssel 44 zählt zweifellos zu den stärksten
Verfahren, die ohne Maschine bewältigt werden konnten. Kein anderes
Handverfahren des Zweiten Weltkriegs erwies sich als so sicher. Die relative
Sicherheit des Rasterschlüssels 44 bestätigt, dass das OKW/Chi die
kompetenteste der elf deutschen kryptologischen Einrichtungen des Dritten
Reichs war. Dennoch machten die Kryptologen wichtige Fehler. |
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Zum einen hätten sie das Verfahren durch eine kleine
Änderung noch deutlich sicherer machen können - anstatt in jeder Zeile genau
15 Felder zu schwärzen, hätten sie diese Zahl besser variabel gelassen. Die
derart verbesserte Methode hätte nur noch mit einer speziellen Maschine
geknackt werden können. |
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Zum anderen hätten die deutschen Kryptologen den
Rasterschlüssel 44 einfacher gestalten können, ohne die Sicherheit zu
beeinträchtigen (z. B. durch das Verkleinern der Tabelle). |
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Darüber hinaus erwiesen sich die Vordrucke oft als
nicht optimal gestaltet: Die Anweisungen am Rand waren teilweise ungeschickt
gewählt, und manchmal gab es in der Wahl der geschwärzten Felder sogar
Regelmäßigkeiten. Außerdem verschätzten sich die Kryptologen mit der
Bedienerfreundlichkeit. Offensichtlich gab es keine Testläufe. Diese
Beobachtungen bestätigen die Einschätzung, dass die deutschen Codeentwickler
im Zweiten Weltkrieg nicht das Niveau der Briten und Amerikaner erreichten.
Dies wird in späteren Kapiteln dieses Buchs bestätigt. Man muss den
deutschen Spezialisten jedoch zwei Dinge zugute halten: In den letzten
beiden Kriegsjahren waren die Rahmenbedingungen schlecht. Außerdem war die
aus elf Organisationen bestehende deutsche Kryptologenlandschaft zu sehr
zersplittert, um optimale Leistungen zu bringen. |
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Insgesamt dechiffrierten die Briten etwa 29 Prozent der untersuchten
RS-44-Nachrichten. Dies war deutlich weniger als bei der Enigma, wo die
Erfolgsquote bei 72 Prozent lag. Welchen Nutzen die Alliierten auf diese
Weise gewannen, ist bisher noch schwer abzuschätzen. Eines ist jedoch klar:
Entschlüsselte Rasterschlüssel-Nachrichten lieferten wertvolle
Informationen, die die Briten zum Knacken von Enigma-Funksprüchen verwenden
konnten. |