Kisses ... history menue Letztmalig dran rumgefummelt: 16.03.13 09:07:49

... eine klare Plaintext-Kompromitierung - angenommene bzw. wahrscheinliche Stellung von Plaintext in einem Cyphertext. Funksprüche auch auf der untersten Führungsebene wurden auf deutscher Seite mit "Heil Hitler" oder "Sieg Heil" gezeichnet - und das an extrem markanter Stelle. Luftwaffe und Marine gaben in den ersten Sprüchen des Tages den Wetterbericht durch - an markanter Stelle war also das Wort "Wetter" enthalten. Damit war dieser Ciphertext faktisch immer kompromittiert.
Nicht zuletzt hat man sehr erfolgreich der gegnerischen Seite (... will sagen: dies geschah an allen Fronten und mit allen beteiligten Parteinen mehr oder weniger gut) einen danach bekannten Plaintext "untergeschoben" - so wurden zum Beispiel militärisch vollkommen unbedeutende Flussläufe nur dazu "vermint" um den nachfolgend von einem gegnerischen Aufklärungsflugzeug mit den Tageseinstellungen auf möglichst niedriger Verschlüsselungsebene abgesetzt zu bekommen. Danach waren die Tageseinstellungen auf dieser Ebene bekannt und die Schlüsselkreise auf höherer Ebene kompromittiert.
War ein Einbruch (Depth) am Tage in den jeweiligen ENIGMA-Chiffre auf diese Art gelungen, so bezeichneten die Mädchen in den Baracken dieses als "Kisses" - sie hätten die Deutschen küssen können für diesen Fehler!!!
1. Die zwei berühmtesten Kisses der ENIGMA
2. ???
3. ????
4. ???
5. Die historischen Quellen

Bletchley-Park

ENIGMA

Kisses - das Logo

inhaltlich auf korrektem Stand - evtl. partiell unvollständig ;-)

Informatik-Profi-Wissen

Quellen:
ruhige Frontabschnitte wurden von den Briten mit Vorliebe abgehört, weil dort zu entsprechender "Abends-Ortszeit" der Spruch auftauchte "... keine besonderen Vorkommnisse" - obwohl jedem Kryptoanlytiker eigentlich klar sein sollte: Vermeide Regelmäßigkeiten sowie Muster


1. Die zwei berühmtesten Kisses der ENIGMA history menue scroll up

Zwei der Hauptfehler ermöglichten grundsätzlich immer wieder die Einbrüche in die ENIGMA:

  1. das mehrfache Senden auf unterschiedlich starken Chiffrierverfahren
  2. das zweimalige Senden des Spruchschlüssels
  3. leichtfertiger Umgang mit der ENIGMA - mehrfache Verwendung des Keys - oder einfache Keys wie "LLLL" oder Senden gleicher Inhalte auf verschiedenen Sicherheitsstufen
Im Gegensatz zu Knox fand Welchman es notwendig, Neulingen wie Herivel eine gewisse Ausbildung an der ENIGMA-Maschine zu geben:
»Zwei Leute weihten mich in die Rätsel von ENIGMA ein und in die Methoden, mit denen sie die Rätsel bisweilen schon gelöst hatten. Es waren Alan Turing und Tony Kendrick. Ich weiß nicht, wie viele Stunden sie mir widmeten, aber mit einem Tag war es nicht getan. Ich weiß noch, dass wir große Schwierigkeiten hatten, den roten Schlüssel zu knacken, als ich in Baracke 6 ankam. Jeden Abend, wenn ich in meine Unterkunft zurückkehrte und zu Abend gegessen hatte, setzte ich mich vor den offenen Kamin, legte die Füße hoch und suchte nach einer Methode, in den Schlüsselkreis »Red« einzubrechen. Ich hatte den ganz starken Vorsatz: „Wir müssen den roten Schlüssel wieder knacken.“ Ich dachte wirklich jeden Abend darüber nach, und ich war sehr jung und sehr zuversichtlich. Ich sagte mir, ich werde einen Weg finden, den Schlüssel zu knacken. Aber nach etwa zwei Wochen war ich noch keinen Schritt weitergekommen.«
Dann tat er das gleiche, das Knox meinte, wenn er fragte, wie herum die Uhr gehe. Er betrachtete das Problem aus einer radikal anderen Perspektive: »Bis Mitte Februar hatte ich nur über die verschlüsselten Meldungen nachgedacht, die täglich empfangen und nach Baracke 6 gebracht wurden. Doch dann, eines abends, ich weiß es noch ganz genau, dachte ich plötzlich über die andere Seite nach, über die deutschen Funker und was sie taten. Und natürlich dachte ich sofort daran, wie sie ihren Tag begannen. Ich dachte an diesen fiktiven jungen Deutschen mit seinen Walzen und seinem Schlüsselbuch. Er öffnete das Buch und schlug darin nach, welche Walzen und Einstellungen er an jenem Tag benutzen sollte. Er brachte die Ringe der Walzen in die richtige Position und setzte die Walzen in die Maschine ein. Dann musste er drei Buchstaben als Spruchschlüssel für die erste Meldung des Tages eingeben.
Ich dachte nun darüber nach, wie der Deutsche den Spruchschlüssel auswählen würde. Er konnte ihn einfach aus einem Buch nehmen oder ihn aus der Luft greifen, etwa ABC oder so. Dann kam mir der Gedanke, dass er vielleicht faul sein oder unter schrecklichem Zeitdruck stehen könnte; oder seine Arbeit hing ihm zum Hals raus oder er war sonst wie schlecht gelaunt. Dann ließ er die Walzen in der Maschine vielleicht einfach unverändert, knallte den Deckel drauf, schaute nach, welche Buchstaben die Sichtfenster zeigten, und verwendete einfach sie.
Als nächstes fielen mir die Zahnradringe ein. Stellte er sie bei allen drei Walzen ein, bevor er die Walzen in die Maschine tat, oder stellte er sie erst hinterher ein? Dann kam mir eine Erleuchtung. Wenn er die Ringe hinterher einstellte und zugleich einfach die Buchstaben aus dem Fenster als Spruchschlüssel für seine erste Meldung wählte, dann würde der Spruchschlüssel tendentiell nahe bei der Ringstellung des Tages liegen. Er würde diese tatsächlich fast im Klartext senden.
Wenn die Horchposten uns die Spruchschlüssel aller Meldungen des Schlüsselkreises »Red« schicken konnten, die ihrer Ansicht nach für die jeweiligen deutschen Funker die ersten Meldungen des Tages gewesen waren, dann bestand eine faire Chance, dass sie sich um die Ringstellung des Tages häuften und wir die 17 576 möglichen Ringstellungen auf eine handliche Zahl von etwa zwanzig oder dreißig vermindern und sie mit realistischen Erfolgschancen einfach alle durchtesten konnten.
Am folgenden Tag kehrte ich ganz aufgeregt in Baracke 6 zurück und erzählte meinen Kollegen von meiner Idee. "Genial!" riefen sie alle.
Die anderen beiden Methoden waren sogenannte Cribs oder »Küsse«. Ein »Kuß« war eine bestimmte Meldung, die zuvor - vielleicht in einem Netz mit niedrigerer Sicherheitsstufe - in einer bereits geknackten Chiffre gesendet worden war und dann in einer ENIGMA-Verschlüsselung erneut auftauchte. Ein solcher »Kuß« erleichterte die Entschlüsselung sehr, war allerdings recht selten. Die meisten anderen Cribs waren ziemlich kurz, obwohl Mavis Lever sich an eine erinnerte, die eine ganze Meldung abdeckte:
»Der große Haken bei ENIGMA ist natürlich, dass man, wenn man auf der Tastatur ein A tippt, jeden anderen Buchstaben bekommen kann außer A. Ich nahm damals diese Meldung auf und - man war daran gewohnt, sich die Sachen anzuschauen und sofort eine Entscheidung zu treffen - ich dachte: »Hier fehlt doch was. Was hat der Kerl bloß gemacht? Da ist ja kein einziges L in der Meldung.« Mein Funker hatte eine Scheinmeldung absetzen sollen, und da hat er wohl eine geraucht und dabei nur die letzte Taste auf der mittleren Reihe seiner Tastatur gedrückt, das L also. Deshalb war es der einzige Buchstabe, der in der verschlüsselten Meldung fehlte. Wir hatten damit die größte Crib, die wir je gehabt hatten, die verschlüsselten Buchstaben waren LLLL für die ganze Meldung, und damit kriegten wir die neue Verdrahtung der Walze heraus. Das sind die Dinge, für die wir ausgebildet waren. Man prüft instinktiv, ob etwas schiefgegangen ist oder ob jemand verrückt gespielt und gegen alle Vorschriften verstoßen hat.«


3. ???? history menue scroll up
 
Kiss (englisch für: „Kuss“) wird in der Kryptologie das Auffinden zweier oder mehrerer Geheimtexte genannt, von denen der Entzifferer annimmt, dass sie vom selben Klartext stammen. Dieser Fall, dass ein Klartext auf unterschiedliche Weise mehrfach verschlüsselt wurde, und, dass die entsprechenden Geheimtexte so miteinander verglichen werden können, wird auch als „Geheimtext-Geheimtext-Kompromittierung“ bezeichnet.[1]
Indizien für die Annahme dieses Falls können sein, dass die verglichenen Geheimtexte dieselbe Länge aufweisen, dass die Texte etwa zum gleichen Zeitpunkt abgesendet wurden, und, dass, möglicherweise bei einer Funkübertragung, die Rufzeichen der Funksprüche darauf hindeuten.[2]
Der Begriff Kiss wurde vor allem von den britischen „Codeknackern“ im englischen Bletchley Park benutzt,[3] die damit wohl diesen süßen Glücksmoment des Auffindens zweier Geheimtexte desselben Ursprungs beschreiben wollten, der für einen Kryptoanalytiker mit einem echten Kuss zu vergleichen ist. Friedrich Bauer bemerkt zu dieser Begriffswahl: „Besser hätte man das Entzücken der Entzifferer über einen solchen Glücksfall nicht ausdrücken können.“[4]
Ein Kiss stellt im Grunde einen idealen „Crib“ (deutsch: Wahrscheinliches Wort) dar, er ist aber deutlich mehr als nur ein „Wahrscheinliches Wort“, von dem der Codeknacker annimmt, dass es im Geheimtext in verschlüsselter Form auftritt. Bei einem Kiss lässt sich tatsächlich bereits der komplette Text als bekannt annehmen.[5]
Insbesondere kann ein Kiss dazu benutzt werden, um einen Einbruch in ein bislang ungebrochenes Verschlüsselungssystem zu erreichen. Ein Beispiel dafür ist die von den deutschen U-Booten im Zweiten Weltkrieg eingesetzte Vierwalzen-ENIGMA M4. Warnmeldungen, beispielsweise vor Treibminen, wurden von der deutschen Kriegsmarine nicht selten wortgleich an Überwasserschiffe, die nicht über die ENIGMA-Maschine verfügten, und an die U-Boote weitergegeben. Da die Briten den für die Überwasserschiffe benutzten „Werftschlüssel“ (eine Bigramm-Chiffrierung) relativ leicht brechen konnten, kannten sie den wörtlichen Inhalt der entsprechenden U-Boot-Funksprüche und konnten diese Kenntnis dazu nutzen, um in das M4-System einzubrechen und anschließend weitere, deutlich wichtigere U-Boot-Funksprüche zu entziffern. Gelegentlich provozierten die Briten sogar bewusst Vorfälle dieser Art, nur um die darauf prompt zu erwartenden deutschen Funksprüche mit bekanntem Inhalt zu erhalten und nannten diese Technik „gardening“ (deutsch: „Gartenpflege“).[6]


4. ??? history menue scroll up

 

 

Maria Stuarts Hinrichtung


5. Die historischen Quellen history menue scroll up

 
 


6. Verwandte Themen history menue scroll up
Da monoalphabetische Chiffren die Mutter alles Verschlüsselungstechniken waren und polyalphabetische verfahren "lediglich ein, wenn auch gewaltiges, aber doch beherrschbares Vielfaches davon abbildeten", sind sie zu faktisch jedem Bereich der Kryptologie verwandt. Und da via Computer die Kryptologie auch etwas mit Binärmustern zu tun hat, gibt es auch ein reizvolles Verhältnis zur Logik.

... die 4 bekannten Verfahren der Kryptoanalyse

der Marine-M4-ENIGMA-Code: TRITON

Angriff auf den ENIGMA-Chiffre: Projekt Shark

hier das Entschlüsseln eines Radiotelegramms (Funkspruch) - letzter Rundspruch des Großadmirals Dönitz vom 30.4.45

Maximen der Kryptologie

Cribs

Depth - Einbrüche in Chiffre und Maschinen

Doublecross



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© Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium Flöha © Frank Rost am 19. Mai 2010 um 20.36 Uhr

... dieser Text wurde nach den Regeln irgendeiner Rechtschreibreform verfasst - ich hab' irgendwann einmal beschlossen, an diesem Zirkus nicht mehr teilzunehmen ;-)

„Dieses Land braucht eine Steuerreform, dieses Land braucht eine Rentenreform - wir schreiben Schiffahrt mit drei „f“!“

Diddi Hallervorden, dt. Komiker und Kabarettist