Sagen und Erzählungen um Schloss Augustusburg |
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Letztmalig dran rumgefummelt: 24.02.06 04:54:42 |
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Der Kern einer Sage enthält immer etwas Wahres - natürlich ist bedingt durch die mündliche Überlieferung die eine oder andere Auslassung, Hinzufügung oder Interpretation in die Aussage mit eingeflossen - aber sie beeindrucken noch immer die Geschichten von vorgestern - also die Sagen. |
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1. Prinz Lieschen 2. Der Höllengrund 3. Der Ursprung der Stadt Oederan 4. Die Teufelsbrücke bei Hetzdorf 5. Die Sage von den Schwedenlöchern bei Plaue 6. Die Holzbrücke in Metzdorf (Hohenfichte) 7. Der Ursprung der Namen Schellenberg, Lichtenwalde und Neusorge 8. Die Schlosslinde in Augustusburg 9. Bären |
1. Monsieur von Marbitz - alias Prinz Lieschen |
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Sophie Sabine Apitz aus Lunzenau, wie ihr richtiger Name lautete, hatte einst in einem alten Buche die Geschichte eines kühnen Abenteurers gelesen. Er war arm in die Welt gegangen, hatte vielerlei merkwürdige Schicksale gehabt und war zuletzt als reicher Mann in die Heimat zurückgekehrt, deren Wohltäter er wurde. Diese Erzählung erfasste Sabines ganzes Gemüt, sie wollte ein Gleiches tun. |
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Als ihr Vater auf einige Tage verreist war, zog sie seine guten, schwarzen Festkleider an, die dem gut gewachsenen Mädchen passten, und fort ging es bei Nacht und Nebel. Ihre wenigen Groschen waren bald ausgegeben, und da sie von mehreren Leuten für einen fahrenden Schulmeister angesehen wurde, so benutzte sie diesen Umstand, gab sich für einen stellenlosen Lehrer aus und sprach bei Pfarrern und Rittergutsbesitzern um eine Unterstützung an. Das dürfte etwa im Oktober 1714 gewesen sein. Die Menschen trauten gern dem viel versprechenden Gesicht und gaben manchen Groschen. Eines Tages kommt Sabinchen auch nach Augustusburg. Im Schlosshof trifft sie den Obertischmeister von Günther. Sie erzählt ihm ihr Märlein. Günther glaubt ihr aber nicht. Durch ihr zurückhaltendes Wesen glaubt er, in ihr den . Kurprinzen Friedrich August zu erkennen, der incognito im Lande herumreisen solle. In seinem beschränkten Untertanenverstand fällt er vor Sabine auf die Knie, bittet sie, sein Gast zu sein und bewirtet sie auf das beste. Sabine errötet und schweigt und lässt sich die guten Tage gern gefallen. Günther lädt nun die Vornehmen der ganzen Umgebung ein, und die Tage und Wochen sind angefüllt mit Diners, Soupers, Ringelrennen, Musik, Tanz, Gesang und Spiel. Es wurden sofort vier Diener engagiert, kostbare Anzüge angefertigt, eine Kutsche nebst sechs. vorzüglichen Pferden zur Verfügung gestellt und ein Beutel mit 300 Dukaten gespendet. Der Fischmeister hoffte, alle diese Wohltaten einst vielfach zurückzuerhalten. Natürlich konnte er auch den Mund nicht halten und allen Gästen wurde im Vertrauen mitgeteilt, dass unter diesem Herrn von Marbitz der zukünftige Herrscher, auf den das ganze Volk große Hoffnungen setzte, verborgen sein sollte. Sabine spielte ihre Rolle vorzüglich. So leicht sind Menschen zu betrügen! Das gute Leben währte schon zwei Monate, als einer der Teilnehmer an diesen Gelagen einem Freunde am Dresdner Hof mitteilte, dass der Kurprinz in Augustusburg weile, und so nahte das Verhängnis. Es wurde sofort der König Friedrich August (der Starke) verständigt, der eben von seinem Schrie Briefe aus Wien erhalten hatte. Er sandte einen Hofmann nach Augustusburg, der ihm berichtete, das sich tatsächlich ein junger Mann auf dem Schlosse aufhalte, der auch eine Ähnlichkeit mit dem Thronerben habe, es aber nicht sei. Friedrich August sandte ein Kommando Soldaten ab und ließ den Pseudo-Prinzen mit dem Oberfischmeister nach Dresden holen. Sabine gestand und erzählte wahrheitsgetreu. Günther musste zugeben, dass sie sich nicht selbst als Kurprinz ausgegeben habe und die sittliche Aufführung tadellos gewesen sei. Die ganze Geschichte bereitete viel Aufsehen und es gab viel Spott und Hohn auf die Herrschaften, die sich in ihrer Beschränktheit hatten so bluffen lassen. Der König selbst tat den Ausspruch, dass Prinz Lieschen, wie man sie von nun an nannte, alles behalten solle, was der Herr Oberfischmeister ihr aufgedrungen habe. Ferner hatte sie täglich einen Reichstaler zum Unterhalte von ihm zu beziehen, dieses Geld aber in Waldheim im Zuchthaus zu verzehren. Vorher bekam sie 30 Rutenhiebe, die ihr nicht wehe getan haben sollen, und eine Stunde hatte sie am Pranger in Augustusburg zu stehen. Sie ist selbst zum Pranger gegangen und hat sich das Halseisen umgelegt. Keiner der Vorübergehenden hat sie verspottet, sondern Geld und andere Geschenke wurden ihr überreicht. An den Stein des Prangers soll sie eine Inschrift angebracht haben. Der Stein, an dem Prinz Lieschen gefesselt gewesen sein soll, ist im Brunnenhaus zu sehen. Vielleicht ist es auch möglich, dass bei Führungen das Gefängnis mit gezeigt werden kann. |
2. Der Höllengrund |
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Wer von dem nahen Falkenau auf der Staatsstraße nach Oederan wandert, kommt bald an einem rechts von der Straße gelegenen tiefen Waldgrunde vorüber, der den Namen .,Höllengrund" trägt, Das Jahr 1212 hatte der Stadt Freiberg reichsten Silbersegen gebracht. Es ward beschlossen, eine Wallfahrt durchzuführen und ein Dankopfer darzubringen. |
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Man wählte den damals sehr berühmten Wallfahrtsort Ebersdorf bei Lichtenwalde. Am Silvestertag des Jahres 1212 zogen mehr als tausend Freiberger Einwohner, Bergleute, Mönche und Klosterknechte aus, um nach Ebersdorf zu wandern. Alle waren auf das kostbarste gekleidet. Reichste Opfergaben wurden mitgeführt, doch hatte man auch an eine Bedeckung gedacht, da die Gegend durch Raubritter unsicher war. Die Räuberschar auf der Schellenburg und Lichtenwalde hatten Kenntnis von dieser Prozession und warteten schon seit zwei Tagen auf den Zug. Ahnungslos und sorglos schritten die ersten Abteilungen im Walde fürbaß. Da fielen die Räuber über sie her und beraubten sie in der ersten Verwirrung allen Schmuckes, der Heiligtümer und Opfergaben. Schon eilten die Raubritter der Flöha zu, um mit ihren Schätzen nach der Schellenburg zu entkommen. Endlich kam die Bedeckung herbei, um die Bande zu ergreifen. Ein Teil von ihnen hatte den Fluss erreicht, aber die noch schwache Eisdecke vermochte die Flüchtigen nicht zu tragen. Sie brachen ein und die erbitterten Freiberger stießen sie noch hinab ins nasse Grab. Ein anderer Teil der Räuber eilte am Wasser aufwärts, um die ihnen wohlbekannte und vielleicht oft benutzte Schlucht als Schlupfwinkel zu erreichen. Die Bedeckung war aber stark genug, sie dort gänzlich einzuschließen. Man nahm fürchterliche Rache. Mit großer Mühe wurde, soweit es sich in dieser Jahreszeit tun ließ, die ganze Wildnis in Brand gesetzt, um die Mörder durch Feuer zum Ergeben oder zum Tode zu bringen. Nach vier Tagen erst waren sie sämtlich verbrannt oder erschlagen, Der größte Teil des Raubes wurde wieder gefunden. Seit dieser Zeit trägt die Schlucht den Namen „Höllengrund". |
3. Der Ursprung der Stadt Oederan |
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In früherer Zeit
wurde die von Freiberg nach Chemnitz führende Straße besonders in der
Gegend, wo jetzt Oederan liegt, von den Raubrittern des Schellenberges stark
beunruhigt. Im Jahre 1210 reiste ein Handelsmann aus Uffenheim im Frankenlande, mit Namen Sebald Ranius, begleitet von seinem Diener, nach der Stadt Julin (Wollin) in Pommern. Als beide bis in die Gegend des Wolfstales gelangt waren, wurden sie von den Räubern des Schellenberges überfallen, Nach heftigem Widerstande blieben sie auf dem Platze in ihrem Blute liegen, während der Wagen mit den Maultieren von den Räubern mitgenommen wurde. |
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Einige herbeikommende Mönche vom Orden der Schwarzen Brüder, welche für ihre Klöster zu Flöha und Chemnitz Almosen sammelten, fanden den Herrn tot; den halbtoten Diener aber nahmen sie mit und pflegten ihn gesund. Nach einigen Monaten reiste er nach Uffenheim zurück. Im folgenden Jahre kam die Witwe des erschlagenen Ranius mit dem Diener an den Unglücksort. Sie trug das Verlangen, den Platz zu besuchen, wo ihr Eheherr erschlagen und begraben war. Sie beschenkte die Schwarzen Brüder reichlich und ließ eine Kapelle und ein Denkmal bauen. Treulich befolgten dies die Brüder, und weil der Erschlagene Ranius, dessen Witwe aber Edda geheißen, so schrieben sie auf das Denkmal: „Edda Ranio", das heißt, Edda dem Ranius. Das Denkmal stand an der Stelle, wo sich jetzt das Haus „Zu den drei Schwanen" befindet. Der Diener baute daneben ein Gasthaus, um die Pilger mit Speise und Trank zu erquicken. Auch die Schwarzen Brüder bauten sich bei dem Denkmal an, an welchem sie nun ihre Almosen einsammelten. Von der Inschrift des Denkmals her wurde nun die kleine Ansiedlung Edda Ranio genannt, woraus mit der Zeit „Eddaran" und „Oederan" entstand. Die Ansiedlung vergrößerte sich, denn es entstanden eine Mühle neben dem Gasthof und später auch ein Kloster, das bald eine größere Menge von Siedlern herbeizog. |
4. Die Teufelsbrücke bei Hetzdorf |
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Der Müller an der Flöha hatte mit dem Teufel einen Vertrag gemacht. Er hatte ihm seine Seele versprochen, wenn ihm der Teufel über Nacht eine steinerne Brücke über die Flöha baue. Beim ersten Hahnenschrei sollte der Bau vollendet sein. |
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Gefällig, wie der Teufel ist, fing er beim Abenddämmern an zu bauen und schon kurz nach Mitternacht ging die Brücke ihrer Vollendung entgegen. Da befiel den Müller große Angst um seine Seele. Bitter reute ihn sein Versprechen. Um nun nicht in die Krallen des Teufels zu kommen, weckte der Müller in seiner Seelenangst den Hahn, der aus vollem Halse zu ungewohnter Stunde krähte. Da merkte der Teufel, dass er betrogen worden sei. Vor Zorn riss er sein Bauwerk wieder ein. Noch heute sieht man die Trümmer der einstigen Brücke. Hoch oben am rechten Ufer der Flöha, unmittelbar hinter der Bastei, steht noch in diesen Tagen der Rest eines Mauerwerkes. Der ganze Abhang aber bis hinab zur Flöha ist noch heute bedeckt mit mächtigem Steingeröll. |
5. Die Sage von den Schwedenlöchern bei Plaue |
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Der Dreißigjähzige-Krieg wurde in unserer engeren Heimat mit seinen Greueln und Schrecken erst 1632 spürbar. Die Schweden kamen mit Morden und Brennen auch in unsere Gegend. In einem der kleinen Häuschen des reizenden Schweddeytälchens wohnte der Schmied Gutermuth. |
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Er besaß eine junge und sehr hübsche Tochter, aber auch einen sehr treuen und arbeitsamen Gesellen. Er diente manches Jahr und des Schmiedes Töchterlein ward ihm lieb. Der Schmiedemeister, der nun auch in die Jahre kam, ließ beide heiraten und übergab die Schmiede. Zutiefst glücklich und zufrieden lebten die beiden jungen Menschenkinder. Eines Tages erschien auch hier ein Schwedenkommando. Der junge Schmied stand an seinem Amboss und hämmerte, als er draußen einen grässlichen Schrei vernahm. Er stürzte ins Freie, sah seine Frau entseelt am Boden liegen und einige schwedische Soldaten im nahen Wald verschwinden, Ganz irr vor Schmerz ließ er Arbeit Arbeit sein und verbarg sich in den unweit liegenden Schwedenlöchern. Sein Herz schrie nach Rache. Die Schweden schlugen in der Schweddey ihr Lager auf und stellten Posten aus. Doch jeden. Morgen war ein Posten verschwunden. Verstärkte Wachsamkeit nützte nichts, immer wieder fehlte ein Soldat, Schon wollte man diesen unheimlichen Platz verlassen, da man annahm, dass der Böse seine Hand im Spiele haben müsse, als sich ein Einwohner von Plaue bei dem schwedischen Offizier melden ließ. Um einige Silberlinge wollte er sagen, wer die Soldaten verschwinden ließ. Hocherfreut gab ihm der Schwede das Geld und der Mann erzählte, dass es der Eidam des Schmiedes Gutermuth sei, der aus Rache für seine ermordete Frau die Soldaten erdrosselt und in die Schwedenlöcher gebracht habe. Sofort wurde eine Abteilung Soldateska abgeordnet, sich in der Nähe der Höhlen auf die Lauer zu legen. Gegen Abend erschien auch der Schmied. Schon war er umringt und gefesselt und wurde dem Offizier zugeführt. Ohne Angst und Reue bestätigte er die Aussage des Angebers. Auf die Frage, was aus den erdrosselten Soldaten geworden sei, antwortete der Schmied, dass er sie in den unterirdischen See der Schwedenlöcher geworfen habe. Der Offizier wollte sich selbst davon überzeugen und ging mit einer Bewachung und dem gefesselten Schmied in das aufgelassene Bergwerk. Immer tiefer ging es hinein in den Berg, bis man vor dem See stand. Die Aussage stimmte also. Ohne dass es die Schweden merkten, wurden sie von dem jungen Meister auf einem anderen Weg zurückgeführt. Es ging durch einen brüchigen Stollen, dessen Stempel faul waren. Auf einmal rannte er gegen die Stempel, der Berg brach zusammen und erschlug den Schmied mitsamt seinen Peinigern. Das war seine letzte Rache. - Auch von dieser Sage gibt es eine andere Fassung. |
6. Die Holzbrücke in Metzdorf (Hohenfichte) |
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Die Kurfürsten hielten früher gern Treib- und Lustjagden auf der Augustusburg ab, bei denen die heimischen Einwohner schwere Frondienste zu leisten hatten. Reisten die Herren früher immer über Oederan, so ließ der schlechte Zustand der Straße sie bald einen anderen Weg suchen. |
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Es wurde einfach von Freiberg aus eine Schneise durch den Wald gehauen und bei Metzdorf die Flöha überschritten. Dazu benötigte man aber eine Brücke. Der Kurfürst kam unerwartet an, aber an der Brücke wurde noch gezimmert. Der Zimmerermeister glaubte, dass der Wagen, ungefährdet die Brücke passieren könne, hatte aber nicht die Leibesfülle des Kurfürsten in Betracht gezogen. Als der Wagen etwa in der Mitte der Brücke sich befindet, neigt sie sich nach der einen Seite. Der Kurfürst beugt sich zur anderen Seite aus dem Wagen heraus und dabei fällt sein brillantenbesetztes Barett in die hochgehenden Fluten der Flöha. Der Zimmermann Walther aus Metzdorf springt unverzüglich in das Wasser. Es gelingt ihm, die kostbare Kopfbedeckung an das Ufer zu werfen, er selbst aber wird von den dahinwirbelnden Wassern mitgerissen und dem weiter, unten gelegenen Mühlenrade zugetrieben, das ihn unwiderruflich zermalmt haben würde. Im letzten Augenblick gelingt es einem Müllerburschen, Walther einen Klotz zuzuwerfen, an dem er sich klammern konnte. Inzwischen war weitere Hilfe herbeigeeilt und der Zimmermann wurde gerettet. Der Dank seines Landesvaters bestand darin, dass sein Name in Klotz umgewandelt wurde, da ein Klotz ihm das Leben rettete. Außerdem sollte er auf Lebenszeit steuerfrei sein. |
7. Der Ursprung der Namen Schellenberg, Lichtenwalde und Neuesorge |
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Auf dem Schellenberg, der heute das Schloss Augustusburg trägt, stand früher die Schellenburg, die einem Raubritter gehörte und mit den Burgen Lichtenwalde und Neuesorge unterirdisch in Verbindung stand. Die Bewohner setzten einander in Kenntnis, wenn auf der Landstraße Reisende zu erblicken waren. |
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Kamen nämlich von Freiberg her, jenseits der Oederaner Gegend, Reisende mit Handelsgütern, so zogen die Raubritter der Schellenburg eine Glocke. Daher der Name Schellenburg, was für die jenseitigen Räuber das Zeichen war, sich an der Straße zur Plünderung bereitzuhalten. Wenn hingegen von Chemnitz her sich die Reisenden sehen ließen, zündeten jene ein Feuer an, um jetzt den Schellenbergern ein Zeichen zu geben. Daher der Name, denn der Wächter rief dann: ,.Licht im Walde". Die Reisenden aber sprachen, wenn sie an das Schloss Neuesorge kamen: "Es ist wieder eine neue Sorge!" Länger denn 300 Jahre trieben die Räuber ungestraft ihr Wesen. Man weiß nicht, wann und wer es endigte. |
8. Die Schlosslinde Augustusburg |
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Die 1421 gepflanzte Linde am Schloss Augustusburg soll der Sage nach verkehrt gepflanzt worden sein, und das trug sich so zu: Die mittelalterliche Gerichtsbarkeit war grausam und voller Aberglauben. Das Gottesurteil spielte eine große Rolle. |
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Ein armer Angeklagter, dem man einen Mord zur Last legte,
der aber trotz peinlicher Befragung immer wieder seine Unschuld beteuerte,
sollte zum Tode befördert werden. Zuletzt bat er um das Gottesurteil, das
ihm gewährt wurde. Er riss ein Lindenbäumchen aus dem Boden und pflanzte es
verkehrt in die Erde. Er sprach: ,.So wahr aus den Ästen Wurzeln werden und
die Wurzeln Blätter tragen werden, so wahr bin ich unschuldig." Und siehe,
im kommenden Frühjahr schlugen die in die Luft ragenden Wurzeln aus und er
war gerettet. Auf dem Friedhof in Annaberg steht ebenfalls eine sehr alte Linde, die auch verkehrt gepflanzt worden sein soll und von der man sich dieselbe Geschichte erzählt. Es gibt auch noch eine andere Lesart davon. |
9. Bären |
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Der Leser soll keinen Bären aufgebunden bekommen, sondern es soll davon berichtet werden, dass es bei den ,.hohen Herrschaften" im 16., 17. und 18. Jahrhundert üblich war, zur Belustigung Bären zu halten. So hatte unser Schloss Wildeck in Zschopau einen Bärengarten. Nach den Urkunden wurde er von Kurfürst Christian 11. im Jahre 1608 erbaut. Die Chronik berichtet davon, dass schon im ersten Jahr drei Unglücksfälle zu verzeichnen waren. Die Bären waren ausgebrochen und hatten die ihnen begegnenden Menschen arg verstümmelt. Ein andermal hatte ein losgerissener Bär die ganze Stadt in Aufregung versetzt. | ||||
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Ähnlich war es in Augustusburg. Am Westabhange des Schlosses
lag der Bärengarten. Er ist heute in Privatbesitz und durch eine Tafel
gekennzeichnet. Zu wiederholten Malen sind Bären ausgebrochen. Die Chronik
von Augustusburg spricht eingehend darüber. Einmal soll ein Bär, gerade zu
der Zeit, als alle Einwohner in der Kirche waren, durch die Stadt getrollt
sein und ein Kleinkind getötet haben. Die hinzugekommene Wärterin des Kindes
wurde ebenfalls zerrissen. Der Bär trabte weiter und traf auf die aus der
Kirche heimkehrenden Leute. Ein Mann wurde durch Prankenhiebe tödlich
verletzt. Das soll am 20. Dezember 1720 gewesen sein. Ein anderes Mal, am 5.
Juli 1757, soll ein Bär zum Entsetzen der Bevölkerung entkommen und bis nach
Plaue gewandert sein, wo er in der Schmiede übernachtete. Er konnte getötet
werden und sein Kopf ist noch heute im Torweg der Fronveste zu sehen. Von
dieser Zeit an wurden in Augustusburg keine Bären mehr gehalten.
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© Samuel-von-Pufendorf-Gymnasium Flöha | © Frank Rost August 2005 |