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Die fünf Häuser entstanden im
Auftrag der Spar- und Baugenossenschaft Dessau durch die Bauabteilung des
Bauhauses, die ab 1927 unter dem späteren Bauhausdirektor Hannes Meyer
bestand.
Der Laubengang ist ein traditioneller Typ der Erschließung vo Wohnungen, bei
dem die Eingangstüren mehrerer kleiner Einheiten an einem gemeinsamen,
offenen Gang liegen, der zu einer Treppe führt. Die Geschichte von
Laubenganghäusern reicht bis in das Mittelalter zurück und erfuhr im
sozialen Wohnungsbau der 1920er Jahre eine Renaissance.
Die fünf Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 90 Wohnungen waren Teil der
geplanten gemischten Bebauung, die Hannes Meyer für die Erweiterung von
Törten vorgesehen hatte. Zwischen drei- und viergeschossigen
Laubenganghäusern sollte eine eingeschossige Reihenhausbebauung entstehen.
Die in Teilen realisierte Bebauung grenzte an die zwischen 1926 und 1928 von
Walter Gropius konzipierte halbländliche Reihenhaussiedlung an, die mit
insgesamt 314 Wohneinheiten und dem Gebäude des Konsumvereins bereits fertig
gestellt worden war.
Die Laubenganghäuser sind „echte" Bauhausbauten, da sie aus der 1927
eingerichteten Architekturabteilung des Bauhauses hervorgegangen sind (das
Bauhausgebäude, die Meisterhäuser und die Siedlungshäuser Törten sind
dagegen im Baubüro Gropius entworfen worden).
Meyers Motto „Volksbedarf statt Luxusbedarf" wurde auch bei den
Laubenganghäusern verfolgt und führte zur Errichtung von sog.
Volkswohnungen, die von Arbeitern und kleinen Angestellten zur Miete bewohnt
wurden. Den Wohnungen wurde ein ausgesprochen knapper Grundriss zugrunde
gelegt. Auf 48 qm sollte, entsprechend Meyers Berechnungen des tatsächlichen
Wohnbedarfs, eine vierköpfige Familie in drei Räumen sowie Küche und Bad
Platz finden. Während Walter Gropius mit seinen Siedlungsreihenhäusern
bewusst Wohneigentum (für finanzschwache Käufer) schaffen wollte, wurden die
Laubengangwohnungen für den relativ geringen monatlichen Betrag von 37,50 RM
vermietet.
Von den Mietern wurden die Laubengangwohnungen durchweg positiv bewertet,
wofür die Tatsache spricht, dass bis heute kaum bauliche Veränderungen an
den Häusern vorgenommen wurden.Hannes Meyers Architekturkonzept unterschied
sich in der Betonung der Materialität (gelber Ziegelstein, sichtbare
Fensterstürze aus Stahl) und der Abkehr vom klassischen ,Bauhausstil' mit
seinen Fensterbändern und weißen Kuben vom Werk seines Vorgängers Walter
Gropius.
Wie für die Reihenhäuser der Gropiussiedlung gab es auch für diese Wohnungen
Raum sparende und funktionelle Mustereinrichtungen, die von den Werkstätten
des Bauhauses entworfen worden waren und preiswert angeboten wurden.
Die Häuser gehören heute der Wohnungsgenossenschaft Des, sau eG. Bei der
Sanierung wurde 1998 eine Musterwohnung im Originalzustand
wiederhergestellt. Sie ist im Rahmen von Führungen der Stiftung Bauhaus
Dessau zu besichtigen. |