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Zeitgleich mit dem
Bauhausgebäude beauftragte die Stadt Dessau Walter Gropius mit dem Bau von
drei Doppelhäusern für die Bauhausmeister und einem Einzelhaus für den
Direktor. Das Grundstück liegt in einem kleinen Kiefernwäldchen an der
heutigen Ebertallee, einer der Achsen des Dessau-Wörlitzer Gartenreichs
zwischen den Sieben Säulen des Georgiums und dem Amaliensitz. 1926 konnten
Gropius und die Bauhausmeister Läszlö Moholy-Nagy und Lyonel Feininger,
Georg Muche und Oskar Schlemmer sowie Wassily Kandinsky und Paul Klee mit
ihren Familien einziehen.
Gropius wollte bei dieser Siedlung mit industriell vorgefertigten, einfachen
Bauelementen wie aus dem Baukastenprinzip des rationellen Bauens sowohl in
Bezug auf die Architektur als auch auf den Bauprozess selbst verwirklichen.
Diese Normierung der Bauteile ließ sich angesichts der bis dahin vorhandenen
technischen Möglichkeiten aber nur teilweise umsetzen.
Die Häuser gewannen ihre Gestalt durch ineinander verschachtelte,
unterschiedlich hohe kubische Körper. Vertikale Glasbänder an den
Seitenfassaden sorgen für eine Belichtung der Treppenaufgänge, während die
Straßenansichten der Doppelhäuser von den großzügig verglasten Ateliers
geprägt sind. Nur die Fassade des Direktorenhauses war durch asymmetrisch
angeordnete Fenster gegliedert. Auf den der Straßen abgewandten Seiten
befinden sich großzügige Terrassen und Balkone. Die Häuser sind hell
gestrichen, Fensterlaibungen, die Unterseiten der Balkone, Fallrohre u. ä.
sind farbig gefasst.
Die Doppelhäuser sind grundsätzlich baugleich und die jeweiligen Haushälften
haben denselben Grundriss, wenn auch gespiegelt und um 90 Grad gedreht.
Einzig im zweiten Obergeschoss unterscheiden sich die Haushälften - jeweils
der westliche Teil hat hier zwei zusätzliche Zimmer.
Alle Häuser waren mit modernen Hausgeräten ausgestattet, zwischen Anrichte
und Speisezimmer sowie Schlafzimmer und Atelier wurden Einbauschränke
eingefügt. Während Gropius und Moholy-Nagy sich vollständig mit Möbeln von
Marcel Breuer einrichteten, brachten die anderen Meister eigenes Mobiliar
mit. Auch bei der Farbgestaltung entwickelten die Künstler eigene Ideen, die
z. B. bei Klee und Kandinsky in einem engen Zusammenhang mit ihrem
künstlerischen Werk standen. 1932 wurde an der östlichen Spitze der Siedlung
die »Trinkhalle« errichtet - der kleine Bau war der einzige von Ludwig Mies
van der Rohe in Dessau realisierte Entwurf. Sie wurde um 1970 abgerissen;
ihr Grundriss ist heute durch eine Pflasterung kenntlich gemacht.
Nach der Schließung des Bauhauses 1932 wurden die Häuser anderweitig
vermietet. Während des Kriegs wurden das Direktorenhaus bis auf das
Sockelgeschoss sowie die Garage und das Haus Moholy-Nagy vollständig
zerstört. Auf dem Fundament des Direktorenhauses wurde 1956 ein
Einfamilienhaus mit Satteldach errichtet. Über seine Zukunft wird derzeit
debattiert. Die erhaltenen Meisterhäuser wurden seit 1992 umfassend saniert.
Dabei fasziniert insbesondere das Meisterhaus Kandinsky-Klee durch seine
Farbigkeit im Innern. |