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Pergamon, antike Stadt im Nordwesten von
Kleinasien, Hauptstadt des hellenistischen Pergamenischen Reiches (um 241
bis 133 v. Chr.); der heutige türkische Ort mit 42 554 Einwohnern (1990)
heißt Bergama.
Eumenes I. (Regierungszeit 263-241 v. Chr.) löste das Reich durch einen Sieg
über Antiochos I. Soter vom Seleukidenreich und legte damit den Grundstein
zu Reichtum und Wohlstand Pergamons. Eumenes’ Vetter und Nachfolger Attalos
I. Soter (Regierungszeit 241-197 v. Chr.) erlangte durch seine Siege über
die Galater und den Seleukidenkönig Antiochos der Große die Herrschaft über
den Nordwesten Kleinasiens; überdies verbündete er sich mit Rom. Unter ihm
erlebten Künste und Wissenschaften in Pergamon eine Blütezeit, Pergamon
wurde zum kulturellen Zentrum Kleinasiens. Attalos’ I. Sohn Eumenes II.
Soter (Regierungszeit 197-159 v. Chr.) setzte die prorömische Politik seines
Vaters fort und brachte den größten Teil Kleinasiens unter seine Herrschaft.
Er baute den berühmten, Zeus und Athene geweihten Pergamonaltar und
erweiterte die von seinem Vater gegründete Bibliothek, die wegen der
berühmten Grammatikschule bereits in der Antike mit der Bibliothek von
Alexandria verglichen wurde und zu den größten Schriftensammlungen der
antiken Welt zählte. Auch unter den letzten beiden Königen des
Pergamenischen Reiches, Attalos II. Philadelphos (Regierungszeit 159-138 v.
Chr.) und Attalos III. Philometor (Regierungszeit 138-133 v. Chr.), konnte
Pergamon seine politische und kulturelle Machtstellung behaupten. Der
kinderlose Attalos III. vermachte sein Reich testamentarisch an Rom, das es
zum Zentrum der Provinz Asia machte.
Die Reste der antiken Stadt liegen großteils unter dem heutigen Bergama;
erhalten und archäologisch erschlossen sind der Burgberg im Nordosten der
Stadt und das Asklepieion im Südwesten. Am Fuß des Burgberges befanden sich
u. a. der untere Marktplatz, das Gymnasion, ein Demeter- und ein Heratempel;
die Akropolis auf der Höhe des terrassierten Burgberges umfasste u. a. den
oberen Marktplatz, den Athene- und den Trajantempel, die berühmte
Bibliothek, den Pergamonaltar sowie das Theater mit dem Dionysostempel. Die
Bauten auf dem Burgberg stammen aus der Zeit vom 4. Jahrhundert v. Chr. bis
zum 2. Jahrhundert n. Chr. Das Asklepieion auf der anderen Seite der Stadt
war einer der berühmtesten Heil- und Kurorte der antiken Welt. In dieser dem
Asklepios, dem Gott der Heilkunst, geweihten Stätte wurde als Heilmethode u.
a. der Tempelschlaf (Inkubation) gepflegt, wofür spezielle Inkubationsräume
zur Verfügung standen, und es wurden Bäder verabreicht. Das Asklepieion
wurde ab dem 4. Jahrhundert errichtet und umfasste u. a. den Asklepiostempel,
ein Theater sowie Heil- und Kuranlagen, darunter ein zweigeschossiger
Rundbau, in dem Bäder und Traumbehandlungen durchgeführt wurden. Zum
Asklepieion führte die von Säulen gesäumte Heilige Straße. Der wohl
berühmteste Arzt, der in Pergamon wirkte, war im 2. Jahrhundert n. Chr.
Galen.
Der von Eumenes II. im 2. Jahrhundert v. Chr. errichtete monumentale, reich
mit Friesen verzierte Pergamonaltar wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts
von deutschen Archäologen ausgegraben und gelangte zusammen mit anderen
Funden dieser Grabungsphase nach Berlin. Dort wurde er, rekonstruiert und
wieder aufgebaut, zum Kernstück des neu errichteten Pergamonmuseums auf der
Museumsinsel.
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