Die Quellen der griechischen Götter und Heldensagen: hier - Euripides history menue Letztmalig dran rumgefummelt: 14.03.06 16:55:11

Euripides (um 480 bis ca. 406 v. Chr.), griechischer Dichter. Er war der jüngste der drei antiken Tragiker innerhalb der griechischen Literatur, zu denen neben ihm noch Aischylos und Sophokles gehören. Mit seinen Werken (22 Tetralogien sollen aufgeführt worden sein) hatte er nicht nur großen Einfluss auf das attische und römische Drama (Aristophanes, Seneca), sondern auch auf die gesamte Entwicklung der abendländischen Tragödie, in Frankreich namentlich auf Corneille und Racine, in Deutschland u. a. auf Klinger, Wieland, Schiller, Goethe und Grillparzer.
Im Gegensatz zu
Sophokles und Aischylos stellte der jüngste der großen griechischen Tragödiendichter nicht mehr die griechische Götterwelt oder heroische Figuren der Vergangenheit, sondern menschliche Gestalten mit widersprüchlichen Zügen in den Mittelpunkt seiner Dramatik.
Der Überlieferung nach wurde Euripides auf Salamis geboren, möglicherweise am Tag der großen Schlacht von Salamis zwischen Griechen und Persern. Ob er wohlhabenden oder eher bescheidenen Familienverhältnissen entstammte, ist nicht geklärt, sicher jedoch genoss er eine ausgezeichnete Erziehung und Bildung. Ab 454 v. Chr. wurden seine Werke in den so genannten Agonen, regelmäßig veranstalteten Dichterwettbewerben in Athen, aufgeführt; 442 v. Chr. erzielte er dabei seinen ersten Sieg. Neben dem Schauspiel galt sein Interesse besonders der Philosophie und den Naturwissenschaften. Euripides starb vermutlich am Hof von König Archelaos in Pella (Makedonien).
Obgleich Euripides keiner bestimmten philosophischen Schule anhing, sind in seinen Werken Einflüsse der Sophisten (namentlich Protagoras) sowie der Philosophen Anaxagoras und Sokrates erkennbar. Auch sind seine Schriften von starkem Rationalismus und Skeptizismus geprägt. Euripides fühlte sich von seinen Zeitgenossen oft missverstanden. Häufig wurde er zur Zielscheibe des Spottes attischer Komödiendichter. So wird er z. B. in Aristophanes’ Komödie Batrachoi (Die Frösche, uraufgeführt 405 v. Chr.) auf die Bühne gebracht, wo der kurz zuvor verstorbene Dichter in der Unterwelt mit oftmals witzig verdrehten Eigenzitaten gegen Aischylos um die Dichterkrone kämpfen muss. Hier erscheint Euripides als Sophist, der gegen den anderen Tragiker rhetorisch keinerlei Chance hat.

DIE DRAMEN

Von den etwa 92 Stücken, die Euripides zugeschrieben werden, sind 75 ihrem Titel nach bekannt, jedoch nur 17 Tragödien und das Satyrspiel Kyklops erhalten. Von zahlreichen Dramen ist zudem das Entstehungs- bzw. Aufführungsjahr überliefert, so von Alkestis (438 v. Chr.), Medeia (431 v. Chr., Medea), Hippolytos stephanephoros (428 v. Chr., Der bekränzte Hippolytos), Troades (415 v. Chr., Die Troerinnen), Helene (412 v. Chr., Helena), Orestes (408 v. Chr., Orest), Iphigeneia he en Aulidi (Iphigenie in Aulis) und Bakchai (Die Bakchen). Die letzten beiden gelangten erst 405 v. Chr., ein Jahr nach seinem Tod also, zur Aufführung. Von anderen Dramen des Euripides ist das Entstehungsdatum unbekannt, so von Andromache, Herakleidai (Die Herakliden), Hekabe, Hiketides (Die Schutzflehenden), Elektra, Herakles (Der wütende Herakles), Iphigeneia he en Taurois (Iphigenie bei den Taurern), Ion und Phoinissai (Die Phönikierinnen).
Euripides bezog die Inhalte seiner Stücke im Wesentlichen aus denselben Quellen wie andere griechische Dramatiker, wenngleich er sie manchmal abwandelte, um sie dem Handlungsverlauf anzupassen. Meist verarbeitete er Stoffe aus der griechischen Mythologie, wie den klassischen Sagenkreis um Theseus. Neue Bereiche erschloss er für Dramen stark emotionalen Inhalts, so z. B. für die Geschichten der Helden Bellerophon und Phaethon, die von ihm erstmals im dramatischen Zusammenhang verwendet wurden. In den nach seinem Tode aufgeführten Bakchai (Die Bakchen) stellte er die orgiastisch-enthemmenden Rituale des Dionysos-Kultes als irrational und gefährlich dar: Vom Wahnsinn des Dionysos geschlagen, zerfleischen Agaue und die Frauen von Theben Pentheus, ohne dass Agaue diesen als ihren Sohn erkennt.
Anders als die Werke von Aischylos und Sophokles spiegeln die Tragödien des Euripides den moralischen, gesellschaftlichen und politischen Wandel wider, der sich gegen Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr., zur Zeit des Peloponnesischen Krieges also, in Athen vollzog. Die Naturwissenschaften erlebten eine Blütezeit, das Streben nach Wissen wurde zu einer wichtigen Antriebskraft. Der Naturphilosoph Anaxagoras leugnete die Göttlichkeit der Sonne, die er als glühende Steinmasse beschrieb. In allen Wissensbereichen erlangte man neue Erkenntnisse. Euripides trug dieser Säkularisierung des Denkens Rechnung, indem er das neue Bewusstsein in die Tragödie einführte. So stehen im Mittelpunkt seiner Dramen nicht länger Gestalten der griechischen Götterwelt oder heroische Helden der griechischen Geschichte – bzw. die von ihnen verkörperte göttliche und moralische Ordnung –, sondern menschliche Figuren in ihrer ganzen leidenschaftlichen Widersprüchlichkeit (dies gilt vor allem auch für seine Frauengestalten, denen er im Gegensatz zu früheren Dramatikern größere Aufmerksamkeit verlieh). Diese sind Träger realistischer, fast umgangssprachlicher Dialoge. Die in die Nähe der Sophistik gerückte kritisch-rationalistische Haltung des Euripides stieß unter Zeitgenossen auf große Kritik, so dass seine Stücke zwar weithin bekannt, zunächst aber nicht sehr erfolgreich waren. Möglicherweise war die Enttäuschung über diesen Umstand der Grund dafür, dass er später Athen verließ und nach Makedonien übersiedelte.
Den Tragödien des Euripides wurde auch des Öfteren formale Nachlässigkeit vorgeworfen, da er beispielsweise den Chor autonom, d. h. unabhängig von der Haupthandlung des Dramas, agieren ließ und so in die Nähe des selbständigen Liedes brachte. Zudem kombinierte er häufig einzelne Episoden, ohne auf den inneren Gesamtzusammenhang und die allmähliche Entwicklung der Fabel zu achten, entfaltete aber andererseits in Rachetragödien wie Medeia (431 v. Chr., Medea) die Handlung konsequent von der Exposition über die Peripetie hin zum Ende. Auf Kritik stieß Euripides also vor allem deshalb, weil er einzelne Teile des Dramas betonte. Neben der Funktion des Chores betraf dies vor allem den erklärenden Prolog, in dem traditionell die Voraussetzungen der Handlung entwickelt wurden. Besonders Aristophanes unterstellte Euripides, den Prolog starr und auf übertriebene Weise einzusetzen, indem er ihn mit endlosen Erläuterungen zum Personal seiner Tragödien überfrachtete.
Zu den bevorzugten dramatischen Mitteln des Euripides zählte auch die Verwendung eines Deus ex machina (lateinisch: Gott aus der Maschine), der unmotivierte und nicht aus der Logik des Handlungszusammenhangs resultierende Auftritt eines Gottes zur Lösung des dramatischen Konflikts. Allerdings ist auch dieser im Euripideischen Drama ohne wahrhaft metaphysische Züge und bietet nur bedingt eine Lösung der Verwicklungen an. Vor allem auch die dramatischen Mittel des Monologs und der analytischen Streitrede (agon) brachte Euripides zur Meisterschaft.

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