Der Bau von Schloss Augustusburg und Hieronymus Lotter |
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Letztmalig dran rumgefummelt: 24.02.06 18:16:13 |
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Die Krone des Erzgebirges (im Original aus der Epoche der Renaissance) sieht man ganz anders, wenn man sich mit diesem Objekt etwas näher befasst hat. Nicht nur historisch, sondern auch philosophisch ist dieses Bauwerk hochinteressant - zu viele "verschlüsselte Botschaften" stecken eigentlich darin. So ergibt schon der Schlosshof ein griechisches Kreuz - man muss es nur sehen ;-) |
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1. Vorgeschichte zum Bau 2. Fakten zum Bau 3. Geschichtliches zum Burgbau |
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bereits der Schlossbau ist eng mit seiner Geschichte und Vorgeschichte verbunden |
1. Vorgeschichte zum Bau |
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Wo heute auf dem Schellenberg (516 m ü. d. M.) die Augustusburg mit ihren vier wuchtigen Türmen thront, stand einstmals eine mittelalterliche Bergfeste, die Schellenburg. Es wird angenommen, dass ihr Bau mit der Erschließung und Besiedlung des Erzgebirges, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begann, eng zusammenhing. Diese Annahme wird durch den Nachweis gestützt, dass sie Sitz der Reichsministerialen, der Herren von Schellenberg, war. Über ihr Aussehen ist nichts Näheres bekannt, wenn auch einige Forscher in einer der beiden auf dem Altarbild in der Schlosskapelle der Augustusburg abgebildeten Burgen die alte Schellenburg sehen möchten. Keinesfalls hatte sie die Größe der Augustusburg. Ihr Standort soll im nordwestlichen Teil der heutigen Schlossanlage gewesen sein. |
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Nachdem 1528 Teile dieser alten Burg einem Brand zum Opfer gefallen waren,
legte im April 1547 bei einem heftigen Frühlingsgewitter ein Blitz die Reste
in Schutt und Asche. Viele Jahre stand die Ruine wüst und verlassen. Erst im
Frühjahr 1567 entschloss sich der sächsische Kurfürst August I. (1526 -
1586), die Trümmer auf dem Schellenberg abtragen und dort von Grund auf ein
neues und großes Schloss aufbauen zu lassen. Dieser Bau sollte ein weit in
das Land hineinragendes Denkmal seines Sieges werden: Der Kurfürst hatte
1567 als Oberfeldherr des Kaisers Maximilian II. (1527-1576) seinen
politischen Gegner Wilhelm von Grumbach niedergerungen, bei der Eroberung
des Schlosses Grimmenstein und der Stadt Gotha gefangen genommen und
hinrichten lassen (Grumbachsche Händel). Gleichzeitig sollte dieses massige
Schloss die aufstrebende Macht des Hauses Wettin symbolisieren. Wer die Augustusburg kennt, „wird ihr zubilligen, dass, wenn je ein Bauwerk als Stadtkrone bezeichnet werden kann, sie dieses rühmende Wort an erster Stelle verdient - mehr noch, sie ist die städtebauliche Krönung der weiten Erzgebirgslandschaft, aus der sie emporsteigt" (W. v. Fritschen). Der Leipziger Bürgermeister und Baumeister Hieronymus Lotter (1497-1580) wurde von Kurfürst August I. beauftragt, den Bau des Schlosses Augustusburg zu leiten. Während eines Aufenthaltes des Kurfürstenpaares im Juli 1567 auf Lotters Hof in Geyer im Erzgebirge bat der Baumeister aber, wegen seines hohen Alters von diesem Auftrag entbunden zu werden. Doch der Kurfürst und die Kurfürstin blieben bei ihrem Entschluss und überredeten schließlich den greisen Lotter. Im August begab sich dieser bereits auf den Schellenberg und besichtigte die Baustelle. Kurz danach unterbreitete er die ersten Vorschläge seinem Bauherrn, der sich dann Anfang September am Bauplatz mit Lotter über die ersten Maßnahmen einigte. Seine dort nochmals vorgebrachten Bedenken wegen seines hohen Alters bewogen den Kurfürsten, ihm mit dem beginnenden Frühjahr 1568 den jungen niederländischen Baumeister Erhard van der Meer zur Unterstützung beizugeben. Die Abtragung der Brandruine der Schellenburg begann man noch im September 1567. Diese schwierige Arbeit währte bis in den November hinein. Große Sorgen bereitete dem Baumeister die Niederlegung des alten Turms. Nach seinem Bericht unterfuhr man ihn mit starken Holzstempeln und brannte sie an, dass der Turm sich neigte und schließlich einstürzte. Das Torhaus ließ Lotter einstweilen stehen. Er nahm den Winter über darin Quartier, bis er 1568 in das aus dem Abbruchmaterial der Schellenburg gebaute Wohnhaus in der Nähe der Kirche übersiedeln konnte. Das heute dort stehende und als „Lotterhaus' bezeichnete Gebäude weist allerdings kaum noch seine ursprünglichen Formen auf. Sie verschwanden durch den Umbau 1704 fast vollständig. Nachdem Hieronymus Lotter im Herbst 1567 verschiedene Baupläne und entsprechend~ 1iolzmQdelle angefertigt und dem Bauherrn vorgelegt hatte, verlangte dieser nach mehreren Abänderungen, dass mit dem Bau sofort begonnen werde und noch vor Anbruch des Winters ein Stück Grundmauer an der Hirschlecke (gemeint sind die Grundmauern des Sommerhauses) herauszuführen sei. Der einbrechende Erzgebirgswinter gestattete aber nur die Grabung des Grundes, die 200 Fronarbeiter unter der Aufsicht einiger Teichmeister vornehmen mussten. Am 24. Februar 1568 wollte Lotter mit den Maurerarbeiten beginnen. Eine plötzlich aufkommende und lang anhaltende schlechte Witterung vereitelte aber diesen Plan, so dass der Baumeister erst am 30. März mit einer schlichten Feier zur Grundsteinlegung kam. Nach M. Ernst HERMANN liegt der Grundstein „unter dem Hauptthore rechts mit der Gedächtnisschrift: Bei Regierung des durchlauchtigen, Hochgebornen Fürs= und Herrn, Herrn Augusti, Herzogs von Sachsen, des H. Römischen Reichs Erzmarschall und Churfürsten, Landgrafen in Thüringen, Markgrafen zu Meissen und Burggrafen zu Magdeburg. Als Er mit Seiner Churfürstl. Gnaden Gemahl. Frau Annen gebornen aus königlichen Stamm zu Dänemark, einen Jungen Herrn mit Namen Christianus, der seines Alters 7 ein halb Jahre, Bezeuget, da ist- dies Schloss, welches zuvor der Schellenberg und sodann die Augustusburg genannt worden, den 30. dieses Monats Martii ein wenig vor 12 Uhr um den Mittag, nach der Geburt Christi 1568 zu bauen angefangen und durch Hieronymo Lottern den Aeltesten, Bürgermeister von Leipzig, der zum Baumeister geordnet, dieser Erste Stein geleget. Und als Maximilianus der Andete, Römischer Kaiser und alle Stände des H. Röm. Reichs hochgedachten Churfürsten wider Herzog Hans Friedrich zu Sachsen, Wilhelm von Grumbach und ihre Helfershelfer als Reichsächter und Landesfriedensbrecher zu einem Oberfeldherrn erwählet und nach der Belagerung als das Erste Schloss und Haus Grimmenstein und die Stadt Gotha im Lande zu Thüringen mit Heereskraft erobert, das Schloß zerschleifet und zerrissen. da hat hoch, erwähnter Churfürst als gewesener Feldherr dies Schloss zu einem ewigen Gedächtnis des gemachten Friedens zu bauen verordnet. Und was nach solcher Eroberung vor eine Münze geschlagen, findet man hierbei verwahrt. Der Allstellen. Unterdessen hatte sich am 30. Januar 1572 die Einweihung des Schlosses vollzogen. Lotter war es nicht vergönnt, daran teilzunehmen, da er fast zwei Monate ununterbrochen in Leipzig an seiner Rechenschaftslegung arbeiten musste. Dabei stellte er fest, dass er für den Brunnenbau, für die Malerarbeiten, für das Mobiliar, für die Orgel usw. über 15 000 Gulden eigenes Geld zugesetzt hatte. Er bekam die riesige Summe nie .wieder zurück. Nicht einmal die Baustelle durfte er betreten, als er im Februar 1572 mit den Handwerkern die Endabrechnungen vornehmen wollte. Die Fertigstellung des Schlossbaues zog sich schließlich noch bis 1573 bin. Zwei Jahre aber wurden noch gebraucht, bis sämtliche Räume ausgestattet und der Schutt beräumt waren. Der alte Hieronymus Lotter, der durch fehlschlagende Spekulationen im Erzbergbau seine Verarmung noch beschleunigte, starb 83jährig am 24. Juli 1580 in Geyer im Erzgebirge. |
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Wo heute auf dem Schellenberg die Augustusburg thront und mit ihren vier
wuchtigen Türmen weit in das Erzgebirge hineinschaut, stand einstmals eine
mittelalterliche Bergfeste, die Schellenburg. Über ihre Entstehung kann
bisher noch nichts Stichhaltiges gesagt werden. Es wird angenommen, dass ihr
Bau mit der Erschließung und Besiedlung des Erzgebirges, die mit der 2.
Hälfte des 12. Jahrhunderts ihren Anfang nahm, in engem Zusammenhang steht.
Diese Annahme wird gestützt durch den Nachweis, dass sie Sitz der
Reichsministerialen, der Herren von Schellenberg war. Auch über ihr Aussehen
wissen wir nichts Näheres, obgleich Meinungen vorhanden sind, die in einer
der beiden auf dem Altarbild in der Schlosskirche Augustusburg abgebildeten
Burgen die alte Schellenburg sehen möchten. Sie wird so ausgesehen haben,
wie andere Burgen jener Zeit. Keinesfalls hat sie die Größe der Augustusburg
besessen. Ihr Standort soll im nordwestlichen Teil der heutigen
Schlossanlage gewesen sein. Nachdem 1528 Teile dieser Burg einem Brand zum Opfer fielen, legte im April 1547 bei einem heftigen Frühlingsgewitter ein Blitz die Reste in Schutt und Asche. Viele Jahre stand die Ruine wüst und verlassen. Erst im Frühjahr 1567 entschloss ich Kurfürst August I. (1526 - 1586), die Trümmer auf dem Schellenberg abtragen und dort von Grund auf ein neues und großes Schloss aufbauen zu lassen. Dieser Bau sollte ein weit in das Land hineinragendes Denkmal seines Sieges werden. Der Kurfürst hatte 1567 als Oberfeldherr des Kaisers Maximilian II. (1527 - 1576) seine politischen Gegner niedergerungen, bei der Eroberung des Schlosses Grimmenstein und der Stadt Gotha gefangen genommen und hinrichten lassen. Gleichzeitig sollte dieses massige Schloss, gebaut zur Belustigung der fürstlichen Herren, die kraftvoll aufstrebende Macht des Hauses Wettin symbolisieren. Heute ist dieses kostbare Baudenkmal der Renaissance ein weit bekanntes Ausflugsziel Tausender werktätiger Menschen, die in seinen Mauern und in der reizvollen Umgebung Entspannung und Erholung suchen. Und wer die Augustusburg kennt, um mit den Worten W. v. FRITSCHENS zu sprechen, „wird ihr zubilligen, dass, wenn je ein Bauwerk als Stadtkrone bezeichnet werden kann, sie dieses rühmende Wort an erster Stelle verdient - mehr noch, sie ist die städtebauliche Krönung der weiten Erzgebirgslandschaft, aus der sie emporsteigt". Der Leipziger Bürgermeister und bekannte Baumeister Hieronymus Lotter (1497 - 1580) war vom Kurfürsten beauftragt worden, den Bau des Schlosses Augustusburg zu leiten. Während eines Aufenthaltes des Kurfürstenpaares im Juli 1567 auf seinem Hof in Geyer im Erzgebirge bat Lotter aber wegen seines hohen Alters von diesem Auftrag Abstand zu nehmen. Doch der Kurfürst und die Kurfürstin blieben bei ihrem Entschluss und überredeten schließlich den greisen Baumeister. Im August begab sich dieser bereits auf den Schellenberg und besichtigte die Baustelle. Kurz danach unterbreitete er die ersten Vorschläge seinem Bauherrn, der sich dann Anfang September am Bauplatz persönlich mit Lotter über die ersten Maßnahmen einigte. Seine dort nochmals vorgebrachten Bedenken wegen seines hohen Alters bewogen den Kurfürsten, ihm mit dem beginnenden Frühjahr 1568 den jungen niederländischen Baumeister Erhard van der Meer zur Unterstützung beizugeben. |
2. Fakten zum Bau |
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Mehrfache Um- und auch Rückbauten haben das ursprüngliche Aussehen des Schlosses stark verändert, ihm jedoch nie seine zeichnenden Konturen nehmen können. Sehr schön kann man am Modell noch erkenn, wie das Schloss Augustusburg im Original ausgesehen hat. |
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Das Baumaterial Die Gewinnung und der Transport der Baustoffe zum Schellenberg spielten beim
Bau des Schlosses eine bedeutende Rolle. Ein Einblick in die im
Landeshauptarchiv in Dresden sorgfältig aufbewahrten Baurechnungen und
-akten zeigt sehr deutlich, mit welch großen Schwierigkeiten Lotter bei der
Bereitstellung der gewaltigen Mengen zu kämpfen hatte. Sie geben aber
gleichzeitig auch Aufschluss über die unzähligen und schweren Fronfuhren,
die von den Bauern während der ganzen Bauzeit ausgeführt werden mussten und
von Mensch und Tier die letzten Kräfte forderten. |
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3. Geschichtliches zum Bau |
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Sie ist gleichzeitig eine Geschichte vom Stolz, der Macht sowie des Reichtums der neuen Zeit wie auch der maßlosen Ausbeutung der Menschen in der unteren Schicht. Zwar nannte man sich aufgeklärt, bezog das wohl aber mehr auf sich selbst, als auf die Zeit und schon gar nicht meinte man damit alle. |
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Die Fronarbeiter Obwohl über die Baugeschichte der
Augustusburg seit langer Zeit und von vielen Seiten in Vorträgen und
Abhandlungen berichtet wurde, beschränkte sich die Mehrzahl der Verfasser
leider oft auf wenige so genannte Chroniken, ohne wirkliche Quellen in den
Archiven heranzuziehen. Dabei nahm man es mit der historischen Wahrheit
nicht immer sehr genau; Unwesentliches wurde aufgebauscht und manches
Wesentliche, für die damaligen Geschichtsschreiber vielleicht auch
Unliebsames, weggelassen. So fanden auch die Fronarbeiter, die am Bau des
Jagd- und Lustschlosses großen Anteil haben und schwere Opfer bringen
mussten, nicht die ihr gebührende Beachtung. Quellenforschungen aber
lieferten gerade über die Fronarbeit für die Jahre 1568 bis 1573
umfangreiches Material. Es waren viele tausend Untertanen, die gezwungen
wurden, unter unmenschlichen, heute kaum vorstellbaren Bedingungen das
Fürstenschloss mit aufzubauen. Soweit bis jetzt festgestellt werden konnte,
kamen die Fronarbeiter, darunter viele Bauern, aus Börnichen, Borstendorf,
Breitenau, Ebersdorf, Eppendorf, Erdmannsdorf, Euba, Falkenau, Flöha,
Gahlenz, Gelenau, Gornau, Großwaltersdorf, Grünberg, Grünhainichen,
Hennersdorf, Hetzdorf, Hohenfichte, Kirchbach, Kleinhartmannsdorf,
Krumhermersdorf, Kunnersdorf, Leubsdorf, Lichtenwalde, Marbach, Metzdorf,
Niederwiesa, Oederan, Plaue, Schellenberg, Thiemendorf, Waldkirchen,
Witzschdorf und Zschopau. |
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Die Handwerker
Zum Bau des Schlosses zog man neben dem Heer der Fronarbeiter viele hundert
Handwerker aus dem ganzen Land heran. Nach einem Befehl des Kurfürsten, den
er unmittelbar nach der ersten Aussprache mit Lotter in alle Städte und
Dörfer des Gebirges rings um Schellenberg ergehen ließ, durften alle Maurer,
Meister und Gesellen, für das kommende Frühjahr 1568 keine Arbeit annehmen,
ehe sie nicht Lotter ihre Arbeitskraft angeboten hatten. So kam es, dass;
wie Lotter am 5. Mai 1568 seinem Bauherrn meldete, am Anfang des Baues 232
Maurer tätig waren. Außer diesen arbeiteten zum selben Zeitpunkt auf der
Baustelle 120 Helfer, 84 Kalkjungen, 30 Kalkstößer, 63 Kalkführer, 52
Kalksetzer, 232 Handarbeiter, 10 Rüstmeister usw. Es erhielten pro Woche:
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Die Unruhen beim Bau
Der alte Lotter schien bereits am Anfang des Baues zu ahnen, dass es bei
einer solchen Konzentration von Menschen, die zur Arbeit gezwungen oder zu
Zwangsarbeit verurteilt waren, zu Aufregungen und Unruhen kommen musste. Den
unerbittlichen Befehlen des geizigen Kurfürsten gehorchend, den Bau ohne
Rücksicht auf die Menschen so rasch und so billig wie möglich auszuführen,
griff er manchmal zu Mitteln, die die Arbeiter nicht gleichgültig hinnahmen.
Neben der Kennzeichnung der Fronarbeiter durch Feldzeichen., teilte Lotter
alle Arbeiter in kleine Abteilungen ein und ließ sie von Meistern, die
einige Groschen mehr bekamen, beaufsichtigen. Das war aber noch nicht genug.
Aus einer Instruktion vom September 1567 geht hervor, dass der Schösser elf
unterschiedliche Bollwerke aus dem alten Hundestall fertigen und in des
Richters Hof setzen lassen soll, um die Aufbegehrenden darin zu verwahren.
Außerdem ließ man die Keller des Sommerhauses nach ihrer Fertigstellung zu
Gefängnissen für die Bauarbeiter herrichten und stellte von Anfang an
Steckenknechte ein. |
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