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Vermeer, Jan, eigentlich
Johannes Vermeer, genannt Vermeer van Delft, (1632-1675), einer der
bedeutendsten niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts.
Vermeer wurde in Delft geboren und am 31. Oktober 1632
getauft. Über sein Leben ist wenig bekannt, und von seinen schätzungsweise
60 Gemälden können nur knapp 40 als eigenständige Arbeiten gelten. Seine
Lehrzeit verbrachte er vermutlich teilweise bei Carel Fabritius, darüber
hinaus sind Einflüsse Pieter de Hoochs und der Utrechter Schule
feststellbar. 1653 wurde er Mitglied der Delfter Malergilde (1663 und 1670
Vorsteher). Seinen Lebensunterhalt scheint er nicht vorrangig als Maler,
sondern als Kunsthändler bestritten zu haben. Von seinen eigenen Werken ist
zu Lebzeiten offenbar nur wenig verkauft worden. Vermeer starb 1675 in
seiner Heimatstadt Delft.
Das schmale Werk wird, von wenigen Ausnahmen (Landschaften, Stadtansichten
und Porträts) abgesehen, von Genrebildern beherrscht. In seiner
stilllebenhaften Darstellung von Interieurs, Einzelfiguren und Gruppen
brachte Vermeer es zu einer bis dahin unerreichten Meisterschaft. Die
Gemälde bestechen durch ein zartes, harmonisches Kolorit (meist Blau und
Gelb) und die differenzierte Wiedergabe des Lichteinfalls, der facettenreich
auch die dunklen Partien der Bilder durchzieht. Bemerkenswert ist zudem die
souveräne Perspektivik, die der Künstler häufig mit Hilfsmitteln wie
Spiegeln und der Camera obscura erarbeitete. Die – fast ausnahmslos
weiblichen – Figuren sind vornehmlich in einfache, stille Tätigkeiten
vertieft und wirken durch die Auflösung der Umrisse wie mit ihrer Umgebung
verschmolzen. Bereits in seinem ersten (und als einzigem sicher datierbaren)
Gemälde, Bei der Kupplerin (1656, Gemäldegalerie, Dresden), tritt Vermeers
subtile Personencharakteristik und sein Gespür für atmosphärische Details
zutage.
Weitere Meisterwerke Vermeers sind Schlafende junge Frau (um 1657,
Metropolitan Museum of Art, New York), Die Küchenmagd (1658, Rijksmuseum,
Amsterdam), Herr und Dame beim Wein (um 1660, Gemäldegalerie,
Berlin-Dahlem), Das Mädchen mit der Perle (um 1660 bis 1665, Mauritshuis,
Den Haag), Die Perlenwägerin (auch Die Goldwägerin, um 1662 bis 1663,
National Gallery, Washington), Die Briefleserin (um 1662 bis 1664,
Rijksmuseum, Amsterdam), Die Spitzenklöpplerin (um 1665, Louvre, Paris), Der
Liebesbrief, (um 1666, Rijksmuseum, Amsterdam), Mädchen mit rotem Hut (1667,
National Gallery of Art, Washington), Junge Frau am Virginal stehend und
Junge Frau am Virginal sitzend (beide um 1670, National Gallery of Art,
London). Eines seiner bekanntesten Gruppenbilder ist Die Allegorie der
Malerei (zwischen 1660 und 1670, Kunsthistorisches Museum, Wien). Zu seinen
Stadtansichten zählen die Ansicht von Delft (um 1660, Mauritshuis, Den Haag)
und Häuser von Delft (um 1658, ebenda).
Vermeer war trotz seines innovativen Schaffens nur von geringem Einfluss auf
die Kunst seiner Epoche und wurde erst durch die französischen
Impressionisten wieder aus der Vergessenheit geholt. Heute gilt er als einer
der größten Maler seiner Nation und wird mit umfangreichen Retrospektiven
geehrt, wie 1995 in New York und 1996 in Rotterdam. Als genialer Fälscher
der Werke Vermeers erwies sich sein Landsmann Han van Meegeren (1889-1947),
der Mitte des Jahrhunderts zahlreiche angeblich von Vermeer stammende Bilder
in Umlauf brachte. |