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Dipl.-Ing. N. DENKES Im Rahmen stabiler
Nachrichtenverbindungen spielt die Telegrafie nach wie vor eine dominierende
Rolle. Zum Erlernen der verschiedenen Zeichen sowie zur Herausbildung
exakter Hörgewohnheiten wurden schon die verschiedensten
Lösungsmöglichkeiten und Schaltungsvarianten vorgeschlagen und in der
Literatur veröffentlicht. Ohne darauf näher - einzugehen, soll nachfolgend
eine Möglichkeit dargelegt werden, die neben der
optimalen Lösung des Problems die umfassenden Möglichkeiten der
Mikroelektronik bei vergleichsweise geringem Aufwand demonstriert. Im
Ergebnis entsteht ein Morseilbungsgerät; mit dessen Hilfe man das
Telegrafie-Alphabet einschließlich aller Ziffern und Sonderzeichen in kurzer
Zeit ohne Vorkenntnisse und ohne fremde Hilfe erlernen und trainieren kann.
Voraussetzung ist der industriell vom VEB Mikroelektronik „Karl Marx" Erfurt
im Rahmen der Konsumgüterproduktion hergestellte Lerncomputer „LC 80" ohne
jede Veränderung. Darstellung der Morsezeichen im Rechner.
Der „LC 80" verfügt lediglich über eine Hexadezimal-Tastatur. Aus diesem
Grunde ist es notwendig, alle Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen in einer
geeigneten Weise für die Abarbeitung im Rechner bereitzustellen. Das
angewandte Prinzip soll nachfolgend kurz dargestellt werden:
Das Morsealphabet besteht bekanntlich aus Punkten, Strichen und verschieden
gearteten Pausen. Für jedes darzustellende Zeichen braucht man im Rechner
ein Byte (8 Bit). Pausen zwischen den Zeichen, den Fünfergruppen und
innerhalb der Zeichen selbst werden nicht dargestellt. Diese fügt der
Rechner selbständig und in der richtigen Dauer hinzu. Die Zeichen werden
innerhalb eines Bytes „rechtsbündig" eingetragen. Dabei bedeutet eine 1
einen zu sendenden Strich und eine 0 einen zu sendenden Punkt. Links vor das
Zeichen wird in jedem Fall eine 1 geschrieben und, falls damit das Byte noch
nicht vollständig belegt ist, nach links mit Nullen aufgefüllt. Die
folgenden zwei Beispiele sollen das Prinzip verdeutlichen:
Beispiel l: Buchstabe „A" Telegrafie: - - (Punkt Strich) Rechnerintern: 0000
0101 d. h. 0000 0 (Auffüllung)
1 (Trennzeichen) 01 (Buchstabe „A") Ergebnis: „A" - 05 H Beispiel 2: .
Ziffer „6"
Telegrafie: - - (Strich Punkt Punkt Punkt Punkt)
Rechnerintern: 0010000 d. h. 00 (Auffüllung)
1 (Trennzeichen) 10000 (Ziffer „6") Ergebnis: „6" - 30 H Tabelle 1 stellt
die auf dieser Basis zusammengefasste Gegenüberstellung aller
Telegrafiezeichen mit der rechnerinternen Darstellung dar. Ein beliebiger
Text wird bei Eingabe der entsprechenden Hexazahlen vom LC 80 im exakten
Punkt/ Strich/Pausen-Verhältnis akustisch ausgegeben.
Programmbeschreibung
Das Rechnerprogramm laut Tabelle 2 stellt das einzugebende Morseprogramm
dar. Aus Platzgründen kann es hier nicht näher erläutert werden. Es wird in
der Grundvariante des „LC 80" (Auslieferungszustand) ab Adresse 2000 von
Hand oder vom Magnetbandgerät in den Rechner eingegeben. Ab Adresse 2100
kann man einen beliebigen Text nach Tabelle 1 eingeben. Das Programm bildet
selbständig Fünfergruppen, so dass sich der Text fortlaufend eingeben lässt.
Maximal fasst die Grundvariante des LC 80 insgesamt 528 Zeichen als
zusammenhängenden Text. Der Textumfang kann natürlich auch kürzer sein. Es
ist lediglich darauf zu achten, dass unmittelbar hinter dem Text die
Kodierung FF H folgt. Diese Kodierung signalisiert dem Rechner das Ende des
Textes.
Im Rahmen des Morseprogrammes sind folgende Parameter wählbar: Tonhöhe der
ausgegebenen Morsezeichen: Gewählt werden kann zwischen 0l H und FF H in
insgesamt 255 Stufen. Bewährt hat sich die Tonhöhe mit der Kodierung E0H.
Eingabeadresse für die Tonhöhe ist 2311H
Gebegeschwindigkeit: Einzugeben ist die hexadezimale Kodierung der
gewünschten Geschwindigkeit in Zeichen je Minute. Die Kodierung FF H
entspricht also (theoretisch) einer Gebegeschwindigkeit von 255 Zeichen je
Minute. Die Exaktheit der Morsezeichen leidet darunter in keiner Weise.
Eingabeadresse für die Geschwindigkeit ist 2310H
Stop nach jeder Fünfergruppe: Soll nach jeder gesendeten Fünfergruppe
angehalten werden, ist auf Adresse 2312 eine beliebige Kodierung außer FF H
einzutragen. Steht hier die Kodierung FF H, ergibt das fortlaufendes Senden:
Wird nach jeder Fünfergruppe gestoppt, wird am Rechner die Anzahl der bisher
gegebenen Zeichen angezeigt. Betätigung einer beliebigen Taste am Rechner
leitet die Ausgabe der nächsten Fünfergruppe ein.
Stop nach dem gesamten Text: Soll am Ende des gesamten Textes angehalten
werden, ist auf Adresse 2313 die Kodierung FF H einzutragen. Andernfalls
wird der programmierte Text ständig wiederholt. Beim Stopp zeigt der Rechner
die Anzahl der ausgegebenen Zeichen an. Auf diese Weise lässt sich die
Gebegeschwindigkeit exakt ermitteln, da der Rechner die vorgegebene
Geschwindigkeitskodierung mit hoher Präzision einhält.
Auswahl der Pausenlänge zwischen zwei Zeichen: Vornehmlich bei geringer
Geschwindigkeit macht sich die „Normpause" zwischen zwei Zeichen störend
bemerkbar. Die Zeichen scheinen zu verwischen, sie sind insbesondere für den
Anfänger nicht mehr sauber auseinanderzuhalten. Die „Normpause" wird
eingehalten, wenn auf Adresse 208B die Kodierung EC H eingetragen ist (s.
Tabelle 2). Erhält diese Adresse die Kodierung E6 H, verlängert sich die
Pause
zwischen den Zeichen, so dass sie in sich geschlossener wirken. Bei höheren
Geschwindigkeiten führt das jedoch zu einer „abgehackteren" Zeichenfolge.
Erfahrungen
Das vorgestellte Morseprogramm arbeitet auf dem „LC 80" ohne Probleme.
Schüler der 6. Klasse konnten nach wenigen Minuten Einweisung selbst erste
Morsezeichen nach Tabelle 2 auswählen, in den Rechner eingeben und hörbar
machen. Ausbilder sehen folgende Vorteile:
- der Ausbilder kann sich voll auf die Schüler konzentrieren, da er
nicht am Rechner bleiben muss
- der gleiche Text lässt sich mit beliebiger Variation in Tonhöhe und
Geschwindigkeit wiederholen
- Schwierige Zeichenfolgen sind problemlos zu üben
- Wettbewerbe sind leicht zu organisieren (z. B. ein Zeichen innerhalb
von 20 Gruppen wird geändert. Wer findet den „Fehler"?)
- mit dem Rechner synchrones Geben bei Vorliegen des abzuarbeitenden
Textes beim Schüler führt zu exakten Gebegewohnheiten
- Programm und verschiedenste Übungstexte sind auf Magnetband
speicherbar (weniger Zeitverlust)
- geringer materieller Aufwand
- Möglichkeit eines autodidaktischen Trainings
- exakte Erfassung der Leistungsfähigkeit von Schülern und
Fortgeschrittenen durch Variation der Gebegeschwindigkeit in kleinsten
Stufen
- exakter Nachweis der Leistungssteigerung auf der Grundlage eines bei
einer bestimmten Geschwindigkeit gerade noch fehlerfrei gehörten Textes
- ideales Trainingsgerät
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