Taylor Swift könnte die Wahl mit entscheiden Und gerade für Jüngere sind diese Kanäle die einzigen Informationsquellen. Medien also, in denen jeder und jede ungeprüft jeden erdenklichen Schund verbreiten kann. Plattformen, die der Kabarettist Volker Pispers als „asoziale Hetzwerke“ bezeichnete. Und da er keine Lust habe, viel Lebenszeit zu vergeuden, um dagegen vorzugehen, zog er sich zurück ins Private. Das geschah zu einer Zeit, als sich die Umtriebe in den „Sozialen Medien“ verglichen mit den heutigen auf Kindergartenniveau befanden. Sind wir also manipulierbar? Ja. Eigentlich wäre das ja großartig, denkt man sich als einigermaßen denkender Mensch. Doch denkt man weiter, fragt man sich: Was sagt es uns, wenn die Wahlempfehlung einer 34-jährigen Popsängerin über die Zukunft einer der wichtigsten Mächte der Welt entscheidet? In den USA wartet man gerade darauf, dass sich die Volkssängerin Taylor Swift öffentlich gegen Trump positioniert. Täte sie das, könnte dies entscheidenden Einfluss auf einen Wahlsieg von Kamala Harris nehmen. Doch was sagt es uns, wenn die Wahlempfehlung einer 34-jährigen Popsängerin über die Zukunft einer der wichtigsten Mächte der Welt entscheiden würde? Die Kolumne. Eigentlich ist das ja großartig, denkt man sich als einigermaßen denkender Mensch. Da tritt eine bekannte und beliebte Frau öffentlich für das Gute ein, oder zumindest gegen das Schlechte. Was soll man dagegen sagen? Okay, nun ist gut und schlecht eine Frage des persönlichen Empfindens. Schließlich gibt es auch Leute, die Pizza mit Ananas belegen. Das ist zwar alles andere als kulturelle Aneignung, aber hochgradig widerlich – doch immerhin nur begrenzt gemeingefährlich. Anders verhält sich das bei jenen Mitlebenden, deren Credo es ist, auf andere herabzuschauen, ihnen Tod und Teufel zu wünschen, sie kraft ihrer Herkunft zu verachten und dabei selbst habgierig, verlogen und rachsüchtig zu sein – aber von sich behaupten, ein Christenmensch zu sein. Ein treffliches Beispiel für ein solches Exemplar ist der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump. Er hatte noch kürzlich trotz oben genannter Eigenschaften beste Chancen, gewählt zu werden. Bekanntlich hat aber mittlerweile die Demokratin Kamala Harris die Nase vorn. Doch warum? Weil viele ihr den Posten eher zutrauen als dem Noch-Präsidenten Joe Biden, das ist klar. Doch wäre das ein Grund gewesen, eher einen Despoten wie Trump zu wählen? Einen, der öffentlich behauptet, im Falle eines Wahlsiegs die Demokratie abschaffen zu wollen? Und so einen hätten die Leute lieber als einen Biden, der seinen Job bislang mehr recht als schlecht machte. Spricht das für die politische und moralische Mündigkeit der Bürgerinnen und Bürger? Nein. Doch was das angeht, brauchen wir nicht über den Großen Teich zu blicken. 16,9 Prozent der Deutschen würden nach aktuellen Umfragen die rechtsextreme AfD wählen. Eine Partei, deren Werte so ungefähr mit den oben skizzierten Attributen übereinstimmen. Das ist kein Geheimnis, sondern beruht auf ständigen öffentlichen Bekundungen diverser Vertreterinnen und Vertreter dieser Partei. Sind wir also die besseren Demokratinnen und Demokraten als die Leute in den USA? Nein. Denn wie steht es mit der politischen Mündigkeit bei uns? Wie informieren sich die Menschen? In Deutschland hat die AfD von allen Parteien mit riesigem Abstand die meisten Follower auf Facebook, Instagram, X und Tiktok. Michael Herl ist Theatermacher und Autor.